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„Der Hauptgrund, warum dieses Büchlein geschrieben wurde, ist es, diejenigen zu erreichen, die an Gott glauben und diese zu veranlassen im Lichte der Vernunft und Überlieferung über die Inhalte ihres Glaubens nachzudenken.“ Der Autor

 Wurde Gott Zum Menschen?

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

 Vorwort

Der Hauptgrund, warum dieses Büchlein geschrieben wurde, ist es, diejenigen zu erreichen, die an Gott glauben und diese zu veranlassen im Lichte der Vernunft und Überlieferung über die Inhalte ihres Glaubens nachzudenken. Dieses kleine Buch ist die bearbeitete Version von Vorträgen, welche ich zu vielen Anlässen an vielen Orten überall auf der Welt gehalten habe. Die positive Resonanz der vielen Zuhörer dieses Vortrags ermutigte mich dazu, ihn im Buchformat zu verfassen, um ihn einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

Ich hoffe aufrichtig, dass die Leser in diesem kurzgefassten Büchlein die Gedanken und Erörterungen finden werden, welche ihnen bei der individuellen Suche nach Gott behilflich sein mögen. Es gibt nichts Wichtigeres in dieser Welt als zu Gott zu finden und Seinem Willen entsprechend zu leben. Für diejenigen, die es nicht interessiert, diese Suche zu beginnen, und doch durch Seine göttliche Wahrheit leben, kann ich lediglich ein demütiges Gebet sprechen, dass Gott ihnen helfen möge, ihren Weg zurück zu Ihm zu finden, bevor die Zeit in dieser Welt zu Ende geht.

Zu guter letzt möchte ich all jenen danken, die es unterstützt haben, diese Arbeit vorzubereiten und zu veröffentlichen; insbesondere jedoch meiner Frau Esther und Frau Dana Bader.

Dr. A. B. Philips

Preston Universität

Ajman, VAE, März 2003


 Der Glaube an Gott

Die große Mehrheit der Menschen hat schon immer an Gott geglaubt. Von den ältesten Kulturen bis zu den einfachsten der modernen Gesellschaften haben Religionen, die Gott als Mittelpunkt sehen, die Fundamente der menschlichen Kultur geformt. Die Leugnung der Existenz Gottes (Atheismus) war in Wirklichkeit in der Geschichte auf einige wenige Einzelpersonen beschränkt, bis im 20. Jahrhundert der Kommunismus aufkam. Sogar heute in den säkularen Gesellschaften des Westens, in denen moderne Wissenschaftler, welche sich auf die darwinistische Theorie stützen, den Standpunkt vertreten haben, dass Gott lediglich ein Phantasieprodukt der kollektiven menschlichen Vorstellungskraft sei, hält die überwiegende Mehrheit der Bürger, Laien wie Wissenschaftler, an ihrem Glauben an Gott fest. Folglich hat die überwältigende Menge der archäologischen Daten als Bestätigung für Gottes Existenz einige Anthropologen dazu veranlasst, den Rückschluss zu ziehen, dass der Glaube an Gott (Deismus) angeboren sein muss und nicht erlernt wurde. Obwohl die breite Mehrheit der Sozialwissenschaftler es anders geplant hat, beginnen die neuesten wissenschaftlichen Entdeckungen die Sicht der Minderheit derjenigen, die sagen, dass der Glaube an Gott eine natürliche Veranlagung ist, zu unterstützen. In einem Artikel mit dem Titel „Die Spur Gottes wurde im Gehirn gefunden“, sagte Dr. Vilayanur Ramachandran von der Universität Kalifornias in Sant Diego, dass das Phänomen des religiösen Glaubens an Gott im Gehirn verankert ist.


„Die Spur Gottes wurde im Gehirn gefunden“


von Steve Connor

Wissenschaftskorrespondent

WISSENSCHAFTLER glauben, dass sie ein “Gottesmodul” im Gehirn gefunden haben, welches für den sich entwickelnden menschlichen Instinkt an Gott zu glauben, verantwortlich sein könnte. Bei einer Studie an Epileptikern, bei denen bekannt war, dass sie tief greifende spirituelle Erfahrungen gemacht hatten, wurde eine Nervenschaltung im vorderen Hirnbereich lokalisiert, die elektrisch aktiv zu werden scheint, wenn diese an Gott denken.

Die Wissenschaftler sagen, dass obwohl die Forschung und deren Ergebnisse noch im Versuchsstadium sind, die ersten Resultate darauf hinweisen, dass das Phänomen des religiösen Glaubens im Gehirn „verankert“ ist.

Epilepsiepatienten, die unter Verbindung des vorderen Hirnlappens leiden, haben gesagt, dass sie regelmäßig intensive mystische Erlebnisse haben und auch oft von religiöser Spiritualität beherrscht.

Eine Neurologengruppe der Universität Kaliforniens in San Diego sagte, dass die fesselndste Erklärung dafür sei, dass diese Verbindung eine Überreizung der Nerven in einem Hirnteil verursacht, der als „Gottesmodul” bezeichnet wird.

„Es könnte in den für die Zeit zuständigen Lappen eine spezielle Nervenmaschinerie geben, die mit der Religion in Verbindung steht. Dies könnte sich entwickelt haben, um der Gesellschaft Ordnung und Stabilität zu gewähren,“ berichtete die Gruppe letzte Woche bei einer Konferenz.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es von der Intensität der elektrischen Hirnströme dieses Bereiches abhängen könnte, ob eine Person an eine Religion oder an Gott glaubt.

Dr. Vilayanur Ramachandran, der Leiter des Forscherteams, sagte, dass die Studien dazu Anlass gaben, Epilepsie­patienten mit normalen Menschen zu vergleichen und ebenso eine Gruppe von Personen, welche von sich sagen, sie seien sehr religiös. Stromanzeiger auf deren Haut – ein Standardtest für Aktivitäten im Zeitlappen des Gehirns – zeigten, dass bei Epileptikern und sehr religiösen Personen eine ähnliche Reaktion auftrat, wenn man ihnen Worte mit spirituellem Inhalt zeigte.

Evolutionswissenschaftler gingen bisher davon aus, dass der Glaube an Gott, der ja zu jeder Zeit eine überall in menschlichen Gesellschaften häufig vorkommende Eigenschaft ist, im Komplex der Gehirnströmungen verankert sein könnte und

somit eine Art darwinsche Einrichtung darstellen könnte, welche dazu stimuliert, dass Individuen mehr miteinander kooperieren. Sollte die Forschung sich als richtig erweisen und das “Gottesmodul” existieren, so könnte es darauf hinweisen, dass atheistische Individuen eine anders konfigurierte Nervenströmung aufweisen könnten.

Der Bischof von Oxford, ein Vertreter Richard Harries, sagte, dass die Frage, ob es ein Gottesmodul gäbe, eine naturwissenschaftliche und keine theologische Frage sei. „Es wäre keine sonderliche Überraschung, wenn Gott uns mit einer physischen Fähigkeit zum Glauben erschaffen hätte”, sagte er.[1]


Trotz der sich immer durchsetzenden Erkenntnis, dass der Mensch mit einer „physischen Veranlagung zum Glauben“ ausgestattet ist, veranlasst die Tatsache, dass sich die Gottesvorstellung in den menschlichen Gesellschaften so sehr unterscheidet, einige Denker, sogar solche unter ihnen, die an Gott glauben, immer noch zu der Annahme, Religionen seien Menschenwerk. Durch Forschungen wird jedoch deutlich, dass es eine theologische Gemeinsamkeit gibt, welche all die verschiedenen Religionen mit einander verbindet. Diese Gemeinsamkeit ist der Glaube an eine höhere Existenz unter den vielen Göttern. Also ein monotheistisches Fundament, welches sogar in den ausgeprägtesten pantheistischen religiösen Systemen vorhanden ist. Die Gottesvorstellung im Hinduismus zum Beispiel ist ein Beispiel für viele Religionen und untermauert die Meinung, dass Menschen ursprünglich Monotheisten waren und erst durch verschiedene degenerative Prozesse Polytheisten wurden. Trotz all seiner Götter und Götzen existiert über all diesen im Hinduismus ein oberster Gott: Brahman.

Früher sind die meisten Anthropologen davon ausgegangen, dass sich die Religion von verschiedenen Stufen des Polytheismus zum Monotheismus entwickelt hat. Sie gingen davon aus, dass es damit begann, dass der frühe Mensch die Kräfte der Natur verehrte und sich dann vielleicht zum Ditheismus entwickelte, indem alle übernatürlichen Kräfte zu zwei großen Göttern zusammengefasst wurden (ein Gott des Guten und des Bösen). Schlussendlich wurde dies vereinfacht und entwickelte sich zum Glauben an einen Gott, dem Monotheismus. Laut den Anthropologen und Soziologen hat die Religion keinen göttlichen Ursprung und ist vielmehr ein Nebenprodukt der Entwicklung von Einbildungen des frühen Menschen, welche allesamt darauf zurückzuführen sind, dass man damals kein naturwissenschaftliches Wissen besaß.

Deshalb glauben auch genau diese Theoretiker, dass die Wissenschaft wahrscheinlich alle Geheimnis der Natur lüften werde, was dadurch zustande kommt, dass man eben nicht die Religion verwendet, um Naturphänomene zu erklären und demzufolge auch alle Religionen ausgelöscht werden können.

Der angeborene Glaube des Menschen an eine höhere Existenz scheint jedoch gerade die Sichtweise der anderen Seite zu unterstützen, welche sagt, dass die Menschheit mit dem Monotheismus begann und sich mit der Zeit in verschiedenen Formen von Polytheismus verloren hat. Diese Meinung wird darüber hinaus noch durch den Umstand bestätigt, dass alle sogenannten primitiven Stämme, welche „entdeckt“ wurden, alle an eine höhere Existenz glaubten. Egal in welcher evolutionären Entwicklungsstufe der Religion sie „entdeckt“ wurden, glaubten doch die meisten von ihnen an ein höheres Wesen, das über den anderen Göttern und Geistern steht. So ist also das Prinzip, dass es in fast allen Religionen ein einziges höheres Wesen gibt, ein Beweis, dass sich die breite Masse vom Monotheismus entfernte, indem einige Eigenschaften Gottes anderen Geschöpfen zugesprochen wurden. In manchen Fällen wurden diese als Untergötter oder als Vermittler angesehen. Es findet sich im Kern jeder Religion, in welcher Form auch immer, ein höchster Gott.


 Die Götter

Es bleibt jedoch ein Aspekt des Gottesglaubens, der jedweder Logik und allem Verstand trotzt und trotzdem zu einem Eckstein des Glaubens wurde. Es ist der Glaube, dass Gott zum Menschen wurde. Wo die ursprüngliche monotheistische Religion zum Glauben degeneriert wird, dass es Mittler zwischen den Menschen und dem höchsten Wesen geben muss, entweder um die Belange der Menschen zu überbringen oder um selbst neben Gott in der Welt zu agieren, wurden die Mittler zu Objekten der Verehrung. Die Mittler stellte man sich oft als Geister aller möglichen Verkörperungen der Natur vor. Demzufolge haben Menschen primitiver Kulturen die Geister von Wäldern, Flüssen, des Himmels, der Erde und so weiter verehrt und tun dies bis heute noch. Tatsächlich wurde jedoch die Natur selbst verehrt oder Symbole, welche die Natur repräsentieren. Die religiösen Systeme, welche sich von diesen Glaubensarten entwickelten, blieben ortsgebunden und überlebten bis heute überall auf der Welt verstreut bei primitiven Völkern. Solche Glaubensformen formten sich nicht etwa zu einem einzelnen Glaubenssystem internationaler Geltung zusammen, so weit dies in den aktuellen Niederschriften der menschlichen Geschichte bekannt ist.

Auf der anderen Seite wurden dort, wo der monotheistische Glaube zur Personifizierung der Macht Gottes als eigenständiges Wesen mit Mittlerfunktion, welches durch Skulpturen dargestellt wurde, degeneriert wurde, Götzen der Mittelpunkt der Gottesverehrung. Die Mächte Gottes wurden zu Göttern. Solche Glaubensformen entwickelten sich früher wie auch heute durch internationalen Einfluss zu Naturreligionen. Die antiken Religionen der Ägypter, Griechen und Römer sind aufgrund der totalen Unterwerfung unter das Christentum ausgestorben. Die indische Version des Polytheismus, der Hinduismus überlebte jedoch die muslimische und christliche Kolonialisierung und ist immer noch die Staatsreligion von ungefähr einer Milliarde Menschen in Indien. Das Christentum und der Islam haben den direkten internationalen Einfluss des Hinduismus in den meisten Staaten des fernen Ostens, außer in Bali, zurückgedrängt. Trotzdem wurden dessen Ableger, die verschiedenen Formen des Buddhismus, zur Religion von mehreren hundert Millionen Menschen im fernen Osten. Verschiedene Formen dieser Reformbewegung des Hinduismus breiten sich heutzutage immer noch im Westen aus.


 Der Mensch ist Gott

Im Hinduismus lautet das Grundprinzip, dass alles Gott ist. Es gibt prinzipiell keinen Unterschied zwischen Gott und Seiner Schöpfung. In der hinduistischen Philosophie hat jedes Lebewesen eine Seele, die Atman genannt wird. Man glaubt allgemein daran, dass die Seele Gott, Brahman genannt, ist. Demzufolge ist die Grundlage des Hinduglaubens, dass Atman und Brahman ein und dasselbe sind. Mit anderen Worten: die menschliche Seele ist göttlich. Darüber hinaus ist die menschliche Gesellschaft in Kasten oder Klassen unterteilt.

Jede Kaste repräsentiert Menschen, die von verschiedenen Teilen des göttlichen Wesens Brahman erschaffen wurden. Die oberste Kaste, die Brahmins, entstammen dem Kopf Gottes, wohingegen die unterste Kaste, die Sudras, den Füßen Gottes entstammen. Obwohl es offiziell nur vier große Kasten gibt, existieren in Wirklichkeit noch viele Unterkasten. Jede der Hauptkasten wird in tausende Unterkasten unterteilt. Hindus glauben, dass eine Person reinkarniert (wiedergeboren) wird, wenn sie stirbt. Die Seele, Atman, einer toten Person stirbt niemals, sondern wird immer wieder von neuem geboren. Wenn eine Person in diesem Leben gut war, wird er in seinem nächsten Leben in eine höhere Ebene des Kastensystems hineingeboren. Wenn man jedoch in diesem Leben schlecht ist, wird man in eine niedrigere Kaste geboren. Dies ist einer der Hauptgründe dafür, dass jährlich so viele Hindus Selbstmord begehen. Tageszeitungen berichten regelmäßig von Einzelpersonen oder Familien, die sich zu Hause aufhängen.

In einer kürzlichen Ausgabe einer Lokalzeitung war zu lesen, dass ein Hindumann Selbstmord beging, als Indien ein Kricketspiel gegen Sri Lanka verloren hatte. Wenn der Glaube einer Person Reinkarnation befürwortet, wird Selbstmord zu einem leichten Weg, Schwierigkeiten in diesem Leben aus dem Weg zu gehen. Wenn eine Person die oberste Kaste, die der Brahmins erreicht, endet der Zyklus der Wiedergeburten nach einigen Reinkarnationen und sie wird sich wieder mit Brahman vereinigen. Dieser Prozess der Wiedervereinigung wird Moksha genannt. Im Buddhismus wird er als Nirvana[2] bezeichnet. Der Atman wird wieder mit Brahman vereinigt. Demzufolge wird der Mensch Gott.


 Gott wird zu Seiner Schöpfung

Im Hinduglauben haben sich die Eigenschaften Brahmans in Form verschiedener Götter manifestiert. Die Eigenschaft der Schöpfung wurde zum Schöpfergott Brahma. Die Eigenschaft der Erhaltung wurde zum Gott der Erhaltung Vishnu und die Eigenschaft der Zerstörung wurde zum Gott der Zerstörung Shiva. Der beliebteste unter ihnen, Vishnu, wird zu verschiedenen Zeiten zum Menschen. Diese Inkarnation (Menschwerdung) wird auf Sanskrit avatar genannt, was „Niederkunft“ bedeutet. Es steht für die Niederkunft Gottes in die Welt der Menschen, indem Er ein Mensch oder ein anderes Geschöpf dieser Welt wird.

Der Begriff avatar wird hauptsächlich für die zehn Haupterscheinungen des Gottes Vishnu benutzt. Unter diesen ist Matsuya, die Inkarnation Gottes als Fisch, Kurma als Schildkröte, Varaha als Wildschwein, Narasimha als Halb-Mensch, Halb-Löwe, Vamana als Zwerg und der wahrscheinlich häufigste ist Rama, die menschliche Inkarnation. Rama ist der Held des Epos Ramayana, über welchen in Indien regelmäßig Filme gedreht und gezeigt werden. Der andere beliebte Gott ist Krishna, eine andere Inkarnation Vishnus in Menschenform.

Sein Epos ist die Mahabharata, welche die Niederkunft der Götter in menschlicher Gestalt beschreibt, um die Göttin Erde, welche von Dämonen unterdrückt wird, die Last der Überbevölkerung trägt und in Gefahr ist, sich aufzulösen[3], zu schützen. Es gibt verschiedene Ansichten über den Glauben daran, wie viele Inkarnationen es gibt und welche anderen Tierformen sie annehmen, doch alle folgen im Allgemeinen diesen Manifestationen. Demzufolge ist der Mensch im Hinduismus, dem Glauben eines Fünftels der Menschheit, Gott oder ein Teil Gottes. Der Unterschied zwischen dem Schöpfer und Seiner Schöpfung ist lediglich oberflächlich.

Der allgemein verbreitete Buddhismus teilt das Inkarnationskonzept des Hinduismus, hat jedoch seine eigenen Abweichungen. Er lehrt, dass jedes bewusste Wesen die „Buddhanatur“ besitzt und deswegen dazu in der Lage ist, Buddha zu werden. Buddha war jedoch laut früheren Lehren[4] in Wirklichkeit ein menschlicher Lehrer, der lebte und lehrte.

Wie dem auch sei, im Mahayana Buddhismus entwickelte sich die Vorstellung des ewigen Buddhas, der die absolute Wahrheit verkörpert und Buddha wurde in den Stand der Göttlichkeit erhoben. Um seine Botschaft der Menschheit zu offenbaren, manifestiert sich dieser ewige Buddha von Zeit zu Zeit in einem irdischen Buddha um unter den Menschen zu leben und zu wirken. Deshalb wurde Siddharta Gautama, der Gründer des Buddhismus, nur eine der irdischen Erscheinungen, eine Phantomerscheinung, welche vom ewigen Buddha erschaffen wurde[5]. Der Buddhismus verkörpert die Elemente des indischen Götter- und Himmelssystems und reagierte auf die Beliebtheit des Bhakti Hinduismus, persönliche Hingabe zu Erlösergottheiten. Das Absolute oder die Buddhanatur wurde von einigen als manifestierte Eigenschaften von ewigen Buddhas und Bodhisattvas[6] angesehen, die in spirituellen Reichen existierten und ihre Verdienste, ihren Schutz und ihre Hilfe zur Erleuchtung all ihren Anhängern anboten, welche sich ihnen hingaben.

Die höchsten unter den ewigen Bodhisattvas waren die Avalokitesavara, eine Personifizierung des Mitleids und Manjusri, eine Personifikation der Weisheit. Unter den ewigen Buddhas waren Aksobhya (der Unerschütterliche), Amitabha (Ewiges Licht) und Amitayus (Ewiges Leben).


 Gott wird zu einem Menschen

Der christliche Glaube an die Inkarnation Gottes hat seine Wurzeln in den Glaubensvorstellungen der alten Griechen. Der genaue Begriff, welcher benutzt wird, um zu beschreiben, dass Gott zum Menschen wurde, kommt im Johannesevangelium 1:1 & 14 vor: „Am Anfang war das Wort (logos) und das Wort war mit Gott und das Wort war Gott.“ Der Autor des Johannesevangeliums fährt fort: „Und das Wort wurde Fleisch und verweilte unter uns, voll Gnade und Wahrheit…“ Obwohl der griechische Begriff Logos mit „Wort“ übersetzt wird, gibt es doch keine exakte Entsprechung für ihn im Deutschen. Wichtig hieran ist, dass er ein Fachwort der griechischen Metaphysik des sechsten Jahrhunderts v. Chr. bis zum dritten Jahrhundert n. Chr. war und dann von jüdischen und christlichen Denkern übernommen wurde. Er erschien zum ersten Mal in den Worten Heraclites (540-480 v. Chr.) als das bewegende Prinzip des Universums, wurde jedoch in Aristoteles Zeit von Nous, der immateriellen Kraft, verdrängt und Logos wurde als Begriff für die materielle Kraft benutzt. Logos erschien wieder im Modell der Stoiker, welche ihren theologischen Grundsatz sowohl als Logos als auch als Gott bezeichneten. Philo (gest. 50 n. Chr.), ein jüdisch alexandrinischer Philosoph, setzte das schöpferische Wort des Alten Testaments mit dem Logos der Stoiker gleich. Somit wurde der Logos zu einem transzendenten Grundsatz für den Weg, durch welchen Gott sich in der Welt ausdrückt. Doch der Logos hatte auch die Bedeutung der Erlösung, es war der Weg zu einer höheren geistigen Natur. Im Johannesevangelium ist der Logos schöpferisch und erlöserisch, wobei der zweite Begriff stärker betont wurde als der erste.[7]

Dieser Glaube erforderte einen Grund, weswegen die Idee der Erbsünde und des göttlichen Opfers erfunden wurden. Es wurde auch behauptet, dass aufgrund von Adams Sünde, welche sich über die Generationen hinweg anhäufte, sodass kein menschliches Opfer sie wiedergutmachen konnte, ein göttliches Opfer nötig wurde. Deshalb hatte Gott einen Sohn, der selbst Gott war und zum Menschen wurde. Der Sohn Gottes starb später am Kreuz als Opfer Gottes für die gesamte Menschheit. Der Sohn, der zugleich auch Gott war, ist später auferstanden und sitzt momentan zur rechten Seite von Gottes Thron und wartet darauf, die Menschheit am Ende dieser Welt zu richten. So wurde für die Christen, ebenfalls ein fünftel der Menschheit, Gott nur zu einem bestimmten Zeitpunkt der Weltgeschichte zum Menschen. Der Glaube an seine Menschwerdung ist essentiell für die Erlösung.


 Menschen wurden Gott

Aus der Perspektive, dass Jesus Mensch war, könnte man meinen, dass der christliche Glaube, er sei Gott, die Erhebung eines einzelnen Menschen in den Status der Göttlichkeit darstellt. Es gibt auch noch eine andere Glaubensform unter einigen Anhängern des Islam, in welcher, wie im Hinduismus und Buddhismus, den Menschen die Möglichkeit geboten wird, Gott zu werden. Der Ursprung ihres Glaubens ist in der Mystik zu finden, deren Wurzeln die alten Religionen der griechischen Mythologie waren. Mystik wird als Erfahrung der Einheit mit Gott definiert und mit dem Glauben, dass das Hauptlebensziel des Menschen darin besteht, diese Einheit anzustreben. Der griechische Philosoph Plato stellte diesen Gedanken in seinen Schriften, im Besonderen in seinem Symposium, vor. Darin beschreibt er, wie die menschliche Seele die geistige Leiter aufsteigen kann, bis sie schlussendlich wieder eins mit Gott wird.[8] Die Grundlage dieses Glaubens ist die Lehre, dass Menschen in Wirklichkeit Teile Gottes sind, welche in diese materielle Welt geraten sind. Der physische Körper umhüllt die menschliche Seele. Demzufolge ist die Seele aus Sicht dieser Menschen göttlich. Der in dieser Welt gefangene Teil Gottes muss sich selbst von der materiellen Welt befreien und mit Gott wiedervereinigen. Unter den Muslimen kam eine Sekte auf, welche genau dieselbe Idee vertrat. Deren Anhänger werden üblicherweise „Sufis“ und deren Glaubensvorstellung „Sufismus“ genannt.

Dieser Begriff wird im Deutschen oft mit „Mystik“ oder „islamischer Mystik“ übersetzt. Er basiert auf demselben Prinzip wie das der griechischen Mystiker – nämlich dass die menschliche Seele göttlich sei und dass der Weg, wie sie wieder mit Gott vereinigt werden kann, darin besteht, bestimmte spirituelle Übungen zu verrichten. Zahlreiche Sufigruppen wurden zu Orden, welche „Tarîqa“ (Weg oder Pfad) genannt werden. Jeder Orden wurde nach seinem wirklichen oder angenommenen Gründer benannt und jeder hatte sein eigenes Repertoire an spirituellen Übungen, welche die Mitglieder streng einhalten mussten. Die meisten lehrten, dass die Anhänger mit Gott vereinigt werden, wenn sie die spirituellen, seelischen und körperlichen Übungen vollführt haben. Diese Einheit wurde mit dem arabischen Begriff fanâ bedacht, welcher „Auflösung“[9] bedeutet, oder mit wusûl, was „Ankunft“ bedeutet. Die Vorstellung des Einsseins mit Gott wurde von der breiten Masse der muslimischen Gelehrten abgelehnt, doch von den Massen der Bevölkerung angenommen. Im zehnten Jahrhundert verkündete Alhallâdsch (858-922) öffentlich, ein begeisterter Anhänger des Sufismus, er sei Gott und schrieb über dieses Thema Gedichte und ein Buch, welches Kitâb Attawasîn heißt.

Darin schrieb er:

„Wenn du Gott nicht erkennst, so erkenne wenigstens Seine Zeichen. Ich bin eine höchste absolute Wahrheit, denn durch die Wahrheit bin ich ewige Wahrheit. Meine Freunde und Lehrer sind Iblîs[10] und Pharao. Iblîs wurde mit dem Höllenfeuer bedroht, denn er erkannte nichts zwischen sich und Gott an. Wenn ich auch getötet oder gekreuzigt werde, wenn auch meine Hände und Füße abgehackt werden, so werde ich nicht widerrufen.[11]

Ibn ´Arabî (gest. 1240) ging im Glauben an die Einheit mit Gott noch einen Schritt weiter, indem er behauptete, dass nur Gott existiere. Er schrieb folgendes in einem seiner Werke: „Gepriesen sei Er, der alles in Erscheinung brachte, wobei Er dessen Essenz ist.“[12] Und in einem anderen Werk schrieb er:

„Er ist die Essenz jeglicher Erscheinung und Er ist die Essenz dessen, was verborgen ist, wenn er erscheint. Derjenige, der Ihn sieht ist niemand anderer als Er selbst und niemand ist vor Ihm verborgen, weil Er sich selbst erscheint, während Er verborgen ist.“[13] Sein Gedanke wird wahdatul-wudschûd (Einheit der Existenz) genannt und wurde in den Sufizirkeln überall in der muslimischen Welt bekannt.


 Warum?

Was brachte die früheren Menschen dazu, daran zu glauben, dass Gott zum Menschen wurde oder dass Gott und Mensch ein und dasselbe seien? Der Hauptgrund war deren Unfähigkeit den Gedanken zu verstehen oder zu akzeptieren, dass Gott die Welt aus dem Nichts erschuf. Sie gingen davon aus, dass Gott wie sie selbst sei, also von bereits Existierendem erschafft. Menschen schaffen Dinge, indem sie existierende Dinge in einen anderen Zustand und eine andere Form bringen, welche andere Funktionen hat. Zum Beispiel war ein hölzerner Tisch einst ein Baum in einem Wald und dessen Nägel und Schrauben waren einst Eisen in den Felsen unter der Erde. Menschen fällten die Bäume und schreinerten deren Holz zu Tischplatten und -füßen. Sie förderten Eisenerz, schmolzen und gossen es in Gussformen, um Nägel und Schrauben herzustellen. Anschließend fügten sie die Teile zusammen um einen Tisch für unterschiedliche Zwecke herzustellen. Die Plastikstühle, auf denen heute Menschen sitzen, waren einmal flüssiges Öl, welches tief im Inneren der Erde lagerte. Man kann sich nicht vorstellen, so auf Öl zu sitzen, wie die Menschen auf Stühlen sitzen.

Durch die menschliche Fähigkeit, die chemischen Bestandteile des Öls zu verändern, wurde Plastik hergestellt.

Daraus wiederum wurden Stühle hergestellt, auf denen Menschen sitzen können. Dies ist die Grundlage menschlichen Werkens. Menschen modifizieren und verändern lediglich das, was bereits existiert. Sie erschaffen keine Bäume oder produzieren Öl. Wenn sie über Ölproduktion reden, meinen sie damit die Ölförderung. Das Öl entstand vor Millionen von Jahren durch geologische Prozesse, anschließend förderten es die Menschen aus der Erde und raffinierten es. Sie haben auch nicht die Bäume erschaffen. Auch wenn sie diese eingepflanzt haben sollten, so haben sie doch nicht die Samen erschaffen, welche sie eingepflanzt haben. Demzufolge stellen sich Menschen oft vor, weil sie Gott nicht wirklich kennen, dass Gott lediglich so ist wie sie selbst. Im Alten Testament steht zum Beispiel geschrieben: „Gott erschuf den Menschen nach Seinem Ebenbild, nach dem Ebenbild Gottes erschuf Er den Menschen.“ Für Hindus ist Purusa der Schöpfergott Brahma in Menschenform. Der Schöpfergott handelt genauso wie der Mensch, der lediglich die ihn umgebende Welt verändert.

Laut der Hinduphilosophie ist Purusa ein gigantischer Auswuchs Brahmas, der tausend Köpfe und Augen hat. Aus ihm ging Viraadsch hervor, dessen weibliches Gegenstück und dessen Gattin im Schöpfungsprozess. Der göttliche Purusa ist auch das heilige Opfer (s. 6-10) und aus seinem zerteilten Körper gingen die vier sozialen Kasten (varnas) hervor.[14] Das Perusalied sagt, dass die Brahmins Purusas Mund waren, die Ksatriyas (Adligen) seine Arme, die Vaischas seine Schenkel und die Schuudras seine Füße.[15] Die Unfähigkeit der Hindus sich vorzustellen, dass Gott die Welt aus dem Nichts erschaffen hat, führte sie zu der Annahme, dass Gott die Welt aus sich selbst und deren Menschen aus seinen Körperteilen erschuf. Die menschliche Fähigkeit, Ideen und Gedanken zu verstehen ist begrenzt und endlich. Menschen können das Unendliche weder verstehen noch begreifen. Der Glaube, den Gott Adam gelehrt hatte, war, dass Gott die Welt aus dem Nichts erschuf. Wenn Er etwas in die Existenz rufen wollte, so sagte Er lediglich „Sei!“ und Sein Befehl brachte Dinge in die Existenz, die vorher noch nicht existiert hatten. Diese Welt und deren Inhalt wurden nicht aus Seinem Körper erschaffen. Die Annahme, Gott hätte die Welt aus Sich selbst erschaffen, wertet in Wirklichkeit Gott auf das Niveau Seiner Schöpfung herab, die lediglich etwas aus etwas anderem erschaffen kann. Diejenigen, die immer noch an diesem Glauben festhalten, sind nicht dazu in der Lage, die Einzigartigkeit Gottes zu begreifen. Er ist einzig und einzigartig und nichts ist Ihm gleich. Hätte Er die Welt aus Sich selbst erschaffen, so wäre Er ja wie Seine Schöpfung.


 Wurde Gott zum Menschen?

Es bleibt noch eine Frage offen: Wurde Gott zum Menschen? Logisch gesehen ist die Antwort nein, weil der Gedanke, dass Gott zum Menschen wird, der Grundbedeutung des Begriffes „Gott“ widerspricht. Die Menschen sagen gewöhnlich, dass Gott dazu im Stande ist, alles zu tun; alles was Er machen will, kann Er auch tun. In der Bibel der Christen heißt es: „…Durch Gott sind alle Dinge möglich.“ (Matthäus 19:26, Markus 10:27, 14:36).

Der Qur´an der Muslime sagt:

„Wahrlich Allah ist zu allem fähig.“ (Qur´an 2:20)

…und die Hinduschriften enthalten Texte mit ähnlicher Bedeutung. Alle hauptsächlich religiösen Texte enthalten allgemeine Ausdrücke in Bezug auf die Vorstellung, dass Gott allmächtig ist. Er ist gewaltiger als alle Dinge, durch Ihn ist alles möglich. Soll dieser Grundgedanke auf andere Bereiche übertragen werden, so muss man erst einmal die grundlegenden Eigenschaften Gottes erkennen und verstehen. Die meisten Gesellschaften stellen sich Gott als ewiges Wesen ohne Anfang und Ende vor. Wenn, auf der Grundlage, dass Gott alles tun kann, gefragt wird, ob Gott sterben kann, was kann man hierauf antworten? Da das Sterben unter den Bereich „alle Dinge“ fällt, könnte man sagen „Wenn Er es so will?“ Doch dies kann natürlich nicht gesagt werden.

Es gibt hier also ein Problem. Gott ist als ewig lebend definiert, also ohne Ende, und sterben bedeutet, dass etwas zu Ende geht. Demzufolge ist die Frage, ob Er sterben kann, eine unsinnige Frage. Sie widerspricht sich selbst. Gleichfalls ist die Frage, ob Gott geboren werden kann, absurd, weil Gott bereits als ewig beschrieben wurde und daher keinen Anfang hat. Geboren werden bedeutet jedoch, einen Anfang zu haben, in die Existenz gelangen, nachdem etwas nicht existiert hat. Atheistische Philosophen fragen auch gerne Theisten (an Gott Glaubende) eine ganz ähnliche Frage: „Kann Gott einen Stein erschaffen, der zu schwer ist, als dass Er ihn heben könnte?“ Sagt der Theist ja, bedeutet dies, dass Gott etwas Gewaltigeres als sich selbst erschaffen kann. Wenn er es verneint, bedeutet dies, dass Gott nicht allmächtig ist.

Deshalb schließt die Aussage „alles“ im Satz „Gott ist fähig, alles zu tun“ Absurditäten aus. Es kann keine Dinge enthalten, die Seinen göttlichen Eigenschaften widersprechen; Dinge, welche Ihn zu etwas geringerem als Gott machen würden, wie Vergessen, Schlaf, Bereuen, Wachsen, Essen, usw. Die Aussage enthält lediglich „alles“, was mit Seiner Eigenschaft, Gott zu sein, übereinstimmt. Dies bedeutet die Aussage: „Gott ist fähig, alles zu tun.“ Man kann sie nicht in ihrer absoluten Bedeutung verstehen, sie muss eingeschränkt werden.

Die Behauptung, Gott wäre zum Menschen geworden, ist ebenfalls eine Absurdität. Es steht Gott nicht zu, menschliche Züge anzunehmen, weil dies bedeutet, dass der Schöpfer zur Schöpfung werden würde. Die Schöpfung ist vielmehr ein Produkt der schöpferischen Handlung des Schöpfers. Wenn der Schöpfer zu Seiner Schöpfung würde, dann hieße dies, Er hätte Eich selbst erschaffen, was offenkundig absurd ist. Wäre Er erschaffen, dann hätte Er zuerst nicht existieren dürfen und hätte Er zuerst nicht existiert, wie konnte Er dann etwas erschaffen? Des Weiteren, wäre Er erschaffen worden, würde dies bedeuten, Er hätte einen Anfang und dies widerspricht ebenfalls Seiner Eigenschaft, ewig zu sein. Die Schöpfung braucht den Schöpfer per se. Damit Geschöpfe existieren können, brauchen sie einen Schöpfer, der sie in die Existenz rief. Gott kann keinen Schöpfer brauchen, weil Gott der Schöpfer ist. Deshalb liegt hier ein offensichtlicher Widerspruch in den Aussagen vor. Die Behauptung, dass Gott zu Seiner Schöpfung wurde, bringt mit sich, dass Er einen Schöpfer bräuchte, ein lächerlicher Gedanke. Er widerspricht dem Grundprinzip, dass Gott nicht erschaffen ist, keinen Schöpfer braucht und selbst der Schöpfer ist.


 Kann ein Mensch Gott werden?

Der Mensch ist ein sterbliches Wesen (d.h. Geschöpf). Der Mensch wird geboren und stirbt. Dies sind Eigenschaften, die man nicht mit Gott in Verbindung bringen kann, weil sie Ihn mit Seiner Schöpfung gleichstellen. Deshalb wurde Gott nicht zum Menschen und wird es auch nie werden. Auf der anderen Seite kann auch der Mensch nicht Gott werden. Das Erschaffene kann nicht zum eigenen Schöpfer werden. Das Erschaffene hat irgendwann einmal nicht existiert. Es kam durch den Schöpfungsakt des Schöpfers, der immer existiert, in die Existenz. Was nicht existiert, kann sich nicht selbst in die Existenz rufen. Die dazu parallele Vorstellung, die menschliche Seele sei göttlich ist eine andere Art zu behaupten, dass Menschen Gott werden können. Diese Philosophie formt das Fundament der griechischen, christlichen, muslimisch mystischen und auch der hinduistischen Theologie. Es dehnt den Begriff der Göttlichkeit auf alle Menschen und vielleicht sogar alle Lebewesen aus. Es geht von der Prämisse aus, dass irgendwann in der Geschichte des Universums Teile Gottes von materiellen Körpern umgeben wurden und an die Erde gebunden wurden. Mit anderen Worten wurde das Unendliche Inhalt des Sterblichen. Dieser Glaube schreibt Gott das Böse zu und vernichtet die Bedeutung von Gut und Böse für immer. Wenn die menschliche Seele Schlechtes beabsichtigt und dies durch Gottes Erlaubnis auch tut, so ist diese Handlung schlecht und verdient Bestrafung. Deshalb wurde der Gedanke des Karma erfunden. Alles, was geschah, muss erneut geschehen. Karma erklärt unerklärliche Leiden dadurch, dass behauptet wird, es sei die Folge einer schlechten Tat in einem früheren Leben. Gott bestraft also alles Schlechte, was von Seinem eigenen Teil im Menschen begangen wurde. Wenn die Menschen jedoch einen von Gott unabhängigen Willen haben, können sie nicht zur selben Zeit Gott sein. So wird also (laut dieser Theorie) jeder Mensch selbst zum Gott.


 Hatte Gott einen Sohn?

Wenn Gott nicht zum Menschen wurde, hatte Er dann vielleicht einen Sohn? Wenn Er in der Lage ist, alles zu tun, so sollte Er auch in der Lage sein, einen Sohn zu haben. Diese Behauptung reduziert jedoch Gott auf das Niveau Seiner Schöpfung herab. Menschen vermehren sich, indem sie Miniversionen ihrer selbst gebären und so weiter. Hunde haben Welpen, Katzen Kätzchen, Kühe Kälber und Menschen Kinder. Was hat also Gott - Einen Babygott? Götter müssen Götter gebären. Doch wenn Gott einen Sohn bekommt, muss demzufolge ja noch ein zweiter Gott neben Ihm existieren. Es steht Gott nicht zu einen Sohn zu haben, denn solch ein Akt würde Ihn mit Seiner Schöpfung gleichstellen. Alles außer Gott kommt durch den Befehl Gottes in die Existenz, doch Gott wird nicht Teil Seiner Schöpfung oder ein Teil Gottes wird zur Schöpfung. Gott wird weder zu Seiner Schöpfung noch gebiert Er Geschöpfe. Gott ist Gott, der Schöpfer und der Mensch und der Inhalt des Universums sind Seine Schöpfung. Auch wenn die Menschen die Schöpfung aus dem Nichts nicht begreifen können, ist es genau das, was Gott getan hat und immer noch tut. Seine Art und Weise des Erschaffens ist völlig anders als diejenige der Menschen. Dies war die Grundlage der Botschaft aller wahren Gesandten und Propheten Gottes, die zu den Menschen entsandt wurden – Moses, Jesus und Muhammad – wie auch derjenigen, die überall auf der Welt entsandt wurden und deren Namen der Menschheit unbekannt sind – Möge Allah sie alle in Ehren halten und bewahren. Heute kann die genaue Botschaft nur im Quran gefunden werden, dem letzten Buch, welches Gott der Menschheit offenbart hat. Die Botschaft bleibt nur im Quran klar und deutlich erhalten, weil er seit seiner Offenbarungszeit vor tausend vierhundert Jahren bis heute unverändert geblieben ist. Gott sagt im Quran über jene, die Ihn mit Seiner Schöpfung vergleichen oder die Schöpfung mit Ihm:

„Nichts ist Ihm gleich.“ (Qur´an 42:11)

Er sagt auch über jene, die Ihm einen Sohn zugeschrieben haben:

„Es steht dem Allbarmherzigen nicht zu, Sich ein Kind zu nehmen.“ (Qur´an 19:92)

Er sagt weiterhin über jene, die daran glauben, dass Er die Welt aus Seinem Selbst erschaffen hat:

„Wenn er will, dass etwas geschieht, so sagt er lediglich Sei und es ist.“ (Qur´an 36:82)

Über die Polytheisten sagt er:

„Es gibt keinen anderen Gott außer Ihm, denn wenn es so wäre, dann würde jeder das wegnehmen, was er erschaffen hat und versuchen, den anderen zu überwältigen.“ (Qur´an)

Er fragt die Atheisten:

„Hat niemand sie erschaffen oder haben sie sich etwa selbst erschaffen?“ (Qur´an 52:35)

Und in Bezug auf Jesus und seine Mutter, Maria, bestätigte Er deren Menschlichkeit indem Er einfach sagte:

„Sie haben beide gegessen.“ (Qur´an 5:75)

Der Gedanke, dass Gott nicht zum Menschen wurde, ist für jeden Menschen sehr wichtig zu verstehen, weil darin der Unterschied zwischen dem Islam und allen anderen Religionen liegt. Alle anderen Religionen haben das Gottesverständnis mehr oder weniger stark verzerrt. Das wichtigste Prinzip, welches verstanden werden muss, ist, dass Gott nicht zum Menschen wird. Gott ist Einzigartig; Er allein verdient es, von Seiner Schöpfung verehrt zu werden. Daran zu glauben, ein Mensch sei Gott oder dass ein Mensch Gott wurde und diesen Menschen zu verehren, ist die größte Sünde und das schlimmste, was Menschen auf dieser Erde tun können. Dieses Verständnis ist am wichtigsten, weil es die Grundlage für die Erlösung ist. Natürlich muss der richtige Glaube auch in die Praxis umgesetzt werden und nicht nur im Bereich des Wissens verharren, damit er zu einem wirklichen Glauben wird. Eine Person muss ein rechtschaffenes Leben führen, welches auf dem richtigen Glauben basiert, um Erlösung zu erlangen. Wie dem auch sei, der Ausgangspunkt ist zu wissen, wer Gott ist und dass Gott niemals ein Mensch wurde und dies auch niemals werden wird.



[1] The Sunday Times, 2 Nov. 97, S. 19.

[2] Es handelt sich um einen Sanskritbegriff, der „ausgeblasen“ bedeutet und sich auf die Auslöschung irdischer Wünsche oder die Erlösung bezieht. Obwohl die Begriffe aus vedischen Schriften (Bhagavad-Gita und die Vedas) stammen, werden sie doch meist mit dem Buddhismus in Verbindung gebracht. Im Hinayana Buddhismus wird dieser Begriff mit der Auslöschung gleichgesetzt, wohingegen es im Mahayana Buddhismus ein Zustand der Wonne ist (Dictionary of Philosophy and Religion, Wörterbuch der Philosophie und Religion, S. 393).

[3] Der theologische Hauptteil des Epos ist die Bhagavad Gita (Dictionary of World Religions, Lexikon der Weltreligionen, S. 448).

[4] Theravada Buddhismus, die Lehrmeinung der frühen Buddhisten, ist lediglich eine Disziplin, welche ein Individuum praktiziert um Erlösung für sich durch sich selbst zu erlangen. Nur Mönche, welche die Ausdauer und Willenskraft haben, ein strengreligiöses Leben zu vollbringen, können dieses Ziel erreichen. Wer es erreicht, wird arhant genannt. Es gibt zwei Arten von Nirvana, eines mit Rückständen und eines ohne. Ersteres wird von den arhant hier und jetzt erreicht, die fünf Aggregate (skandhas: aus welchen alle Individuen bestehen: Materie, Gefühl, Wahrnehmung, Neigung und Gewissen) sind stets präsent, obwohl das heftige Verlangen, welches zu fortdauernder Widergeburt führen, ausgelöscht ist. Nirvana ohne Rückstände ist der Zustand der arhant nach dem Tod, über welchen Buddha geschwiegen hatte. Es kann nur einen Buddha in einem Äon geben und Erleuchtung ist nur einigen wenigen vorbehalten. Dieser Aspekt des Buddhismus wird Hinayana oder Kleiner Wagen genannt. Einige Zeit nach Buddhas Tod wurden die Theravadamönche als närrisch und individualistisch in ihren Lehren kritisiert. Meinungsverschiedenheiten traten auf und der Buddhismus entwickelte sich weiter. Eine neue Form, Mahayana oder Großer Wagen, begann zu dominieren. (dictionary of world religions, S. 126-127)

[5] Dictionary of world religions, S. 129.

[6] Dieser Begriff bezieht sich ursprünglich auf frühere Buddhas, die immer noch auf der Suche nach Erleuchtung sind. In Mahayana schieben die Bodhisattvas ihre letzte vollkommene Erleuchtung und Erlangung des Nirvana auf, um allen anderen Wesen bei ihrer Suche nach Erleuchtung zu helfen. (dictionary of world religions, S. 112).

[7] Lexikon der Philosophie und Religion, S. 314.

[8] Colliers Enzyklopädie, Bd. 17, S. 114.

[9] Ihyâ Ulûm Addîn, Bd. 4, S. 212.

[10] Der echte Name Satans in muslimischen Glauben.

[11] Idea of Personality, S. 32.

[12] Alfutûhât Almakkiya, Bd. 2, S. 604.

[13] Fusûs Alhikam, Bd. 1, S. 77.

[14] Lexikon der Weltreligionen, S. 587.

[15] New Encyclopedia Britannica, Bd. 20, S. 552.