Die Geschichte von Josef
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Die Geschichte von Josef
(teil 1 von 7) Die Geschichte beginnt
Beschreibung: Josef erhält eine Prophezeiung und Eifersucht kommt unter seinen Brüdern auf.
Dies ist eine Geschichte über Intrigen und Betrug, von Eifersucht, Stolz und Leidenschaft… und es sind nicht die Reichen und die Schönen. Es ist eine Saga der Geduld, der Loyalität, der Tapferkeit und des Erbarmens… und es ist nicht Dr. Phil oder Oprah. Es ist die Geschichte von Josef, möge Gott ihn mit Seinem Lob überschütten. Derselbe Josef ist von der Andrew Lloyd Webber Produktion von Josef und der erstaunlichen Technicolor Dreamcoat, und derselbe Prophet Josef, der aus der christlichen und jüdischen Tradition bekannt ist. Gott offenbarte dem Propheten Muhammad die Geschichte, als ihn ein Israelit bat, ihm zu erzählen, was er über Josef weiss.[1] Normalerweise werden Geschichten im Qur´an in kleinen Stückchen erzählt, und dann über verschiedene Kapitel bekannt gemacht; die Geschichte von Josef ist aber einzigartig. Sie wurde in einem Kapitel offenbart, vom Anfang bis zum Ende. Es ist die vollständige Geschichte und Erfahrung des Propheten Josef. Wir erfahren von Josefs Freuden, Sorgen und Trauer, und bewegen uns mit ihm durch die Jahre seines Lebens, als er sich mit Frömmigkeit und Geduld bewaffnet und am Ende als Sieger hervorgeht. Die Geschichte von Josef beginnt mit einem Traum und endet mit der Erfüllung des Traumes.
“ Wir erzählen dir (o Muhammad) die schönste der Geschichten, indem Wir dir diesen Quran offenbaren, obwohl du zuvor unter denen warst die keine Kenntnis besaßen.” (Quran 12:3)
Josefs Kindheit
Josef war ein Junge, gutaussehend, glücklich und von seinem Vater sehr geliebt. An einem Morgen stand er auf, aufgeregt wegen eines Traumes und rannte geradewegs zu seinem Vater, um ihm glücklich zu erklären, was er in seinem Traum gesehen hatte. Josefs Vater hörte seinem geliebten Sohn aufmerksam zu und sein Gesicht strahlte vor Freude, denn Josef berichtete einen Traum, der eine Prophezeiung enthielt. Josef sagte:
“Damals sagte Josef zu seinem Vater: "O mein Vater, ich sah elf Sterne und die Sonne und den Mond, (und) ich sah sie vor mir niederfallen.” (Quran 12:4)
Josef war einer von 12 Brüdern, deren Vater der Prophet Jakob, der Enkelsohn des Propheten Abraham gewesen ist. Diese Prophezeiung sprach davon, die Botschaft Abrahams den Einen Einzigen Gott anzubeten, aufrecht zu erhalten. Der Enkelsohn des Propheten Abrahams deutete den Traum so, dass Josef derjenige sein wird, der das ‘Licht des Hauses Gottes” tragen wird.[2] Allerding verschwand die Freude, die Jakobs Gesicht hatte erstrahlen lassen, verschwand genauso schnell wieder und er beschwor seinen Sohn, diesen Traum nicht seinen Brüdern zu erzählen. Jakob sagte:
“Er sagte: "Du, mein Söhnchen, erzähle deinen Traum nicht deinen Brüdern, sie werden sonst eine List gegen dich ersinnen; denn Satan ist dem Menschen ein offenkundiger Feind. Und so wird dein Herr dich erwählen und dich die Deutung der Träume lehren und Seine Huld an dir und an dem Geschlecht Jakobs vollenden, so wie Er sie zuvor an zweien deiner Vorväter vollendete, an Abraham und Isaak. Wahrlich, dein Herr ist Allwissend, Allweise."” (Quran 12:5-6)
Jakob wusste, dass seine Söhne (Josefs Brüder) die Auslegung des Traumes oder den Aufstieg Josefs über sie selbst nicht akzeptieren würden. Jakob war vor Angst erfüllt. Die zehn älteren Brüder waren bereits eifersüchtig auf ihren jüngeren Bruder. Sie hatten die besondere Zuneigung ihres Vaters für Josef erkannt. Jakob war ein Prophet, ein Mann, der der Ergebenheit zum Einen Wahren Gott zugetan war und er behandelte seine Familie und seine Gemeinschaft mit Fairness, Respekt und gerechter Liebe; doch sein Herz war den sanften Eigenschaften zugeneigt, die bei seinem Sohn Josef offensichtlich waren. Josef hatte auch noch einen jüngeren Bruder mit Namen Benjamin, der zu dieser Zeit der Geschichte zu jung war, um in das Brauen von List und Täuschung mit einbezogen zu werden.
Während Propheten und rechtschaffene Männer bemüht sind, die Botschaft von der Unterwerfung unter den Willen Gottes zu verbreiten, wartet Satan darauf, die Menschen zu verführen und aufzuhetzen. Er liebt Betrug und Täuschung und säte nun die Saat der Zwietracht zwischen Jakob und seine älteren Söhne. Die Eifersucht, die die Brüder Josef gegenüber fühlten, ließ ihre Herzen erblinden, verwirrte ihr Denken und kleine Dinge unüberwindbar und große Dinge unbedeutend erscheinen. Josef beachtete die Warnung des Vaters und sprach zu seinen Brüdern nicht von seinem Traum; trotzdem wurden sie besessen und überwältigt von ihrer Eifersucht. Ohne von Josefs Traum zu wissen, schmiedeten sie einen Plan, ihn zu töten.
Josef und Benjamin waren die Söhne von Jakobs zweiter Frau. Die älteren Jungen betrachteten sich selbst als Männer. Sie waren älter, sie waren kräftiger und sahen in sich selbst viele gute Eigenschaften. Von Eifersucht erblindet, betrachteten sie Josef und Benjamin als zu jung und ohne Folgen im Leben der Familie. Sie weigerten sich, zu verstehen, warum ihr Vater so vernarrt in sie war. Das schiefe Denken des älteren Bruders ließ sie ihren Vater beschuldigen, fehlgeleitet zu sein, was in Wirklichkeit von der Wahrheit weit entfernt war. Satan ließ ihnen ihre Gedanken als richtig erscheinen und ihre völlige Irreführung zeigte sich deutlich, als sie darüber sprachen, Josef zu töten und sogleich bei Gott diese verabscheuenswürdige Tat bereuten.
“Damals sagten sie: "Wahrlich, Josef und sein Bruder sind unserem Vater lieber als wir, obwohl wir mehrere sind. Unser Vater befindet sich gewiss in einem offenkundigen Irrtum. Tötet Josef oder vertreibt ihn in ein fernes Land; frei (für euch) wird damit das Antlitz eures Vaters, und ihr werdet danach gute Leute sein.” (Quran 12:8-9)
Einer von ihnen fühlte den Irrtum in ihren Wegen und schlug vor, Josef lieber in einen Brunnen zu werfen. Wenn er von ein paar vorüberziehenden Reisenden gefunden wurde, würden ihn diese als Sklaven verkaufen, was ihn für die Familie so gut wie tot erscheinen ließe. Sie glaubten in ihrer Blindheit, dass die Abwesenheit von Josef ihn aus den Gedanken seines Vaters entfernen würde. Die Brüder brüteten weiter ihren bösen Plan aus. Satan spielte mit ihnen, flüsterte ihnen Gedanken in ihre Köpfe und Irreführung in ihre Ohren ein. Die Brüder beendeten ihre Diskussion zufrieden mit sich selbst und sie dachten, sie hätten einen cleveren Plan ausgeheckt. Sie näherten sich Jakob mit einem Plan, Josef mit in die Wüste zu nehmen, unter dem Vorwand, ihn spielen und sich vergnügen zu lassen. Angst ergriff Jakobs Herz.
(teil 2 von 7) Verrat und Täuschung
Beschreibung: Josefs Brüder lassen ihn im Stich und Jakob wendet sich mit Standhaftigkeit und Demut zu Gott.
“Und Gott setzt das durch, was Er beschließt. Die meisten Menschen aber wissen es nicht.” (Quran 12:21)
Die Geschichte von Josef bestätigt bedingungslos, dass Gott die Kontrolle über alle Dinge hat. Der Verrat und die Täuschung von Josefs Brüdern hatte nur den Erfolg, Josef für die großartige Rolle vorzubereiten, die er letztendlich erreichen sollte. Josefs Geschichte beschreibt die Allmacht Gottes und gibt einen genauen Bericht über Seine Macht und Vorherrschaft. Die Geschichte fängt mit einem Verrat an, aber sie endet mit Trost und Freude. Eine angemessene Belohnung für die Geduld und die gänzliche Ergebenheit in den Willen Gottes, die Josef während seiner langen Reise, auf der er mit den Intrigen und dem Verrat der Menschen um ihn herum konfrontiert wird, beweist.
Die Geduld, die Josef durch sein Martyrium lernte, hat ihn zu einem der rechtschaffensten Männer gemacht. Seine Abstammung war tadellos, sein Urgroßvater, Großvater und sein Vater waren ebenfalls Propheten gewesen. In den christlichen und jüdischen Traditionen sind diese Männer als Abraham, Isaak und Jakob bekannt.
Verrat und Täuschung
Als Jakobs älteren Söhne um die Erlaubnis baten, um Josef mit tief in die Wüste zu nehmen, um zu spielen, befiel Angst Jakobs Herz. Von ihren ersten Worten an ahnte er einen Verrat und er drückte seine Angst aus, indem er sagte, er fürchte, der Wolf könnte Josef fressen. Jakob sagte:
“Er sagte: "Es macht mich traurig, wenn ihr ihn mit fortnehmt, und ich fürchte, der Wolf könnte ihn fressen, wenn ihr nicht auf ihn achtgebt.” (Quran 12:13)
Satan arbeitet auf subtile und hinterlistige Weise und mit diesen Worten hat Jakob unwillentlich seine Söhne mit dem perfekten Grund für Josefs Verschwinden versorgt. Die Brüder wussten sogleich, dass sie einen Wolf für Josefs Verschwinden verantwortlich machen würden und dies wurde Teil ihres heimtückischen Planes. Schließlich stimmte Jakob zu und Josef ging mit seinen Brüdern auf die Reise in die Wüste.
Sie gingen direkt zum Brunnen und ohne Gewissensbisse nahmen sie Josef und warfen ihn in den Brunnen. Josef weinte aus Angst, aber ihre grausamen Herzen empfanden kein Mitleid für ihren Bruder. Die Brüder fühlten sich sicher mit ihrem Plan, dass ein Reisender Josef finden und als Sklaven verkaufen würde. Während Josef vor Schrecken schrie, nahmen seine Brüder eine kleine Ziege oder ein kleines Schaf aus ihrer Herde, schlachteten es und strichen das Blut über eines von Josefs Kleidern. Vollständig von ihrer Eifersucht eingenommen, schworen die Brüder einen Eid, dass sie ihre schlechte Tat geheim halten würden und gingen zufrieden mit sich Selbst davon. Verängstigt klammerte sich Josef an einen Felsvorsprung im Brunnen, und Gott ließ ihn wissen, dass er eines Tages damit seine Brüder konfrontieren würde. Er teilte Josef mit, dass der Tag kommen würde, an dem er mit seinen Brüdern über dieses heimtückische Ereignis sprechen wird, doch die Brüder werden nicht wissen, dass es Josef ist, der mit ihnen spricht.
“Du wirst ihnen diese ihre Tat dereinst sicherlich verkünden, ohne dass sie es merken.” (Quran 12:15)
Weinen ist kein Beweis für Wahrheit.
Die Brüder kehrten weinend zu ihrem Vater zurück. Zu dieser Zeit war es dunkel und Josef saß ängstlich zuhause und wartete auf die Rückkehr Josefs. Das Weinen der zehn Männer bestätigte seine tiefsten Befürchtungen. Die Dunkelheit der Nacht entsprach der Dunkelheit ihrer Herzen. Die Lügen kamen ihnen leicht von der Zunge und Jakobs Herz verengte sich aus Angst.
“Sie sagten: "O unser Vater, wir liefen miteinander um die Wette und ließen Josef bei unseren Sachen zurück, und da hat ihn der Wolf gefressen; du wirst uns doch nicht glauben, auch wenn wir die Wahrheit; aussprechen." Und sie hatten falsches Blut auf sein Hemd gebracht. Er sagte: "Nein, ihr habt das geplant. Doch schön geduldig sein. Und Gott sei um Hilfe wider das gebeten, was ihr beschreibt." (Quran 12:17-18)
In einer Geschichte von den rechtschaffenen Männern, die nach dem Propheten Muhammad kamen, gibt es die Geschichte von einem muslimischen Richter, der den Fall von einer alten Frau entschied. Die Einzelheiten des Falls sind nicht wichtig; aber die alte Frau weinte und weinte. Aufgrund der Beweise entschied der Richter gegen sie. Ein Freund des Richters sagte: „Sie weinte und weinte, sie ist alt, warum glaubtest du ihr nicht?“ Der Richter sagte: „Weißt denn du nicht aus dem Qur´an, dass Weinen kein Beweis für die Wahrheit ist; die Brüder von Josef kamen auch weinend zu ihrem Vater.“ Sie weinten, aber sie haben das Verbrechen begangen.
Sowohl Jakob als auch Josef waren von den edelsten Männern. Der Prophet Muhammad beschrieb Josef als den würdevollsten und großzügigsten der Männer. Als er gefragt wurde, wer der gottesfürchtigste Mann gewesen ist, antwortete er: „Der ehrenwerteste Mensch war Josef, der Prophet Gottes, Sohn des Propheten Gottes, des Sohnes des geliebten Diener Gottes (Abraham).”[3] Während Josef in dem Brunnen saß, verängstigt, doch sicher in seiner Ergebenheit Gottes, fühlte Jakob, viele Meilen entfernt, wie sich sein Herz zusammenzog vor Furcht und vor Schmerzen, denn er wusste, dass seine Söhne lügen. Wie es zu einem Propheten Gottes passt, sagte Jakob während ihm die Tränen über das Gesicht liefen:
“Nein, ihr habt das geplant. Doch schön geduldig sein. Und Gott sei um Hilfe wider das gebeten, was ihr beschreibt.” (Quran 12:18)
Dies war ein Dilemma für Jakob: was sollte er tun? Er wusste, dass seine Söhne logen, aber was hatte er für eine Wahl? Seine Söhne zu töten? Aufgrund seiner vollständigen Gottergebenheit wusste Jakob, dass die Angelegenheit nicht in seinen Händen lag. Er hatte keine andere Wahl, als auf Gott zu vertrauen und sich Ihm mit Hoffnung und Geduld zuzuwenden.
Tief unten im Brunnen betete Josef. Vater und Sohn wandten sich in der tiefen Dunkelheit der Nacht zu Gott. Eine Mischung aus Furcht und Hoffnung erfüllte ihre Herzen, und die Nacht wich einem neuen Tag. Für Jakob bedeutete diese Morgendämmerung den Anfang zahlloser Jahre, die von Vertrauen in Gott und Geduld gekennzeichnet waren. Für Josef schienen die Sonnenstrahlen auf den Rand des Brunnens. Wenn er den Horizont hätte sehen können, hätte er eine Karawane gesehen, die sich näherte. .Minuten später ließ ein Mann seinen Eimer in die Tiefe des Brunnens hinunter in der Erwartung kühlen Wassers.
(teil 3 von 7) In die Sklaverei verkauft
Beschreibung: Josef wird aus dem Brunnen gerettet, in die Sklaverei verkauft und befindet sich in einem der größten Häuser Ägyptens.
Durch die Einflüsterungen Satans irregeführt, und mit Eifersucht und Stolz erfüllt, täuschten die Brüder ihren Vater Jakob und verrieten ihren jüngeren Bruder. Von seinen älteren Brüdern in den Brunnen geworfen, klammerte sich Josef, der geliebte Sohn des Propheten Jakob, die lange Nacht an einen Felsenvorsprung und versuchte, sein Vertrauen in Gott zu setzen. Die Zeit verging langsam und die Hitze der Morgensonne brannte heiß auf die ausgetrocknete Erde. Später am Tag näherte sich eine Karawane, die nach Ägypten reiste, dem Brunnen.
Als die Karawane ankam, gingen die Reisenden ihrem Geschäft nach, einige banden die Kamele an, andere versorgten die Pferde, ein paar luden ab und andere bereiteten Essen vor. Der Wasserträger ging zum Brunnen und ließ seinen Eimer herunter, in glücklicher Erwartung kühlen, klaren Wassers. Josef erschrak, als der Eimer auf ihn zukam, doch bevor er ins Wasser fiel, griff er nach ihm und klammerte sich Seil. Überrascht wegen des Gewichts des Eimers spähte der Mann über den Rand des Brunnens. Er war erschrocken und aufgeregt, als er das Kind sah, das sich an das Seil klammerte. Der Mann rief seine Gefährten zur Hilfe, um das Kind aus dem Brunnen zu ziehen und alle waren erstaunt, als sie dieses hübsche Kind sahen, das noch nicht ganz ein Jugendlicher war, als es vor ihnen stand.
Auf den Jungen schauend, konnte der Wasserträger seine Aufregung nicht verstecken, und er schrie laut: “O Glücksbotschaft!” (Quran 12:19) Der Mann war hocherfreut; er beschloss sogleich, Josef zu verkaufen, wohlwissend, dass er eine Menge Geld auf dem Sklavenmarkt für ihn erhalten würde. Genau wie es seine Brüder vorausgesagt hatten, nahmen die Männer von der Karawane Josef mit nach Ägypten, in der Erwartung, ihn für einen hohen Preis zu verkaufen. Die Sklavenmärkte in Ägypten wimmelten von Menschen, einige kauften und andere verkauften, wieder andere schauten nur den Vorgängen zu. Der hübsche Junge, der in dem Brunnen gefunden worden war, zog zahlreiche Blicke auf sich und das Bieten um ihn ging schnell. Der Preis stieg weit über ihre Erwartungen hinaus und Josef wurde schließlich von Aziz, dem obersten Minister, ersteigert.
Allerdings teilt uns Gott im Qur´an mit, dass sie ihn zu einem niedrigen Preis verkauft haben, (12:20). Dies scheint keinen Sinn zu ergeben, denn die Männer der Karawane jubelten über den Preis, den sie erzielten. Gott beschreibt den Preis als niedrig, weil Josef tatsächlich mehr wert war, als sie es sich jemals vorstellen konnten. Die Männer begriffen einfach nicht, zu welch einem Mann dieses Kind einmal heranwachsen würde. Sie glaubten, dass er, obwohl er hübsch war, Josef unbedeutend sei. Nichts hätte von der Wahrheit weiter entfernt sein können, wenn sie ihn für sein Gewicht in Gold verkauft hätten, wäre es noch ein geringer Preis für den Mann gewesen, der zu Josef, den Propheten Gottes heranwachsen würde.
Im Haus von Aziz
Der oberste Minister, Aziz, spürte sofort, dass dies kein gewöhnliches Kind war. Er nahm ihn mit nach Hause, in eines der größten Schlösser Ägyptens und sagte zu seiner Frau:
“‘Nimm ihn freundlich auf. Vielleicht kann er uns einmal nützlich werden, oder wir nehmen ihn als Sohn an.´ Und so gaben Wir Josef Macht im Land, und Wir lehrten ihn (auch) die Deutung der Träume.” (Quran12:21)
Gott hat Josef in dem Haus der zweitwichtigsten Person Ägyptens eingesetzt. Der oberste Minister Aziz war mehr als nur ein Premierminister, er war auch der Schatzmeister Ägyptens. Gott hat Josef in dem Land eingesetzt, um ihm Weisheit und Verständnis zu lehren. Die Anstrengungen und das Streben erforderte von Josef, die Trennung von seinem Vater und seiner Familie zu überwinden, die Tatsache, von seinen älteren mutmaßlich beschützenden Brüdern verraten worden zu sein, die Tortur in dem Brunnen und die Demütigung, in die Sklaverei verkauft worden zu sein; all diese Prüfungen dienten dazu, Josefs Charakter zu formen. Sie waren die ersten Stufen auf der Leiter zur Großartigkeit. Gott benutzte die Hinterlist der Brüder, um Seinen Plan für Josefs Einsetzung als ein Prophet Gottes durchzuführen.
Josefs Brüder glaubten, sie hätten die Dinge unter Kontrolle, als sie ihren Bruder in den Brunnen warfen, aber in Wirklichkeit lag die Angelegenheit überhaupt nicht in ihren Händen. Gott ist Derjenige, der alles kontrolliert. Gott war entscheidend in Seinen Taten und Sein Plan wurde ausgeführt, trotz der Hinterlist, Eifersucht und dem Stolz der anderen. Josef fand sich selbst mitten in Ägypten wieder bei einem Mann, der freundlich zu sein schien und irgendwie der besonderen Qualitäten Josefs bewusst war. Während er sich nach seinem Vater und seinem Bruder Benjamin sehnte, wurde Josef gut versorgt, und er lebte in luxuriöser Umgebung. Josef wuchs im Haus des Aziz zu einem Mann heran und Gott gewährte ihm ein gutes Urteilsvermögen und Wissen.
“Und als er zum Mann heranwuchs, verliehen Wir ihm Weisheit und Wissen. Und so belohnen Wir diejenigen, die Gutes tun.” (Quran12:22)
Gott gewährte Josef sowohl Weisheit als auch Wissen. Nicht nur eine, sondern beide Qualitäten. Ihm wurde die Fähigkeit zu verstehen gegeben und die Fähigkeit, ein gutes Urteil zu fällen, wenn er sein Wissen anwandte. Dies ist nicht immer der Fall. Es gibt zahlreiche Menschen in der Weltgeschichte, bis zum heutigen Tag und heute immer noch, die Wissen besitzen, aber die nicht die Fähigkeit besitzen, ein Urteil zu fällen oder das Wissen auf effektive Art und Weise anzuwenden.
Einer der größten Gelehrten des Islam, Abu Hanifa, hielt regelmäßig Lernkreise ab, in denen ein Thema zur Debatte gestellt wurde. Das Thema wurde diskutiert und Meinungen wurden abgegeben, dann hat Abu Hanifa einen endgültigen Urteilsspruch abgegeben. Diese Art zu Lehren war einzigartig in jener Zeit. In diesem Lernzirkel gab es einen Gelehrten der Aussprüche des Propheten Muhammad; er rezitierte einen, den Abu Hanifa noch nie zuvor gehört hatte. Genau zu dieser Zeit, näherte sich eine Frau dem Kreis, um eine Frage zu stellen. Der Gelehrte antwortete, dass er die Antwort nicht wisse, aber Imam Abu Hanifa war in der Lage, die Frage zu beantworten. Er wandte sich dann den Teilnehmern des Lernkreises zu und sagte: „Ich kenne die Antwort aus dem Hadith, den unser Bruder gerade erwähnt hat.“ Daher ist es möglich, Wissen zu haben, aber nicht zu wissen, wie man es anwenden soll. Dem Propheten Josef wurde ebenso wie allen anderen Propheten Gottes das Wissen und die Weisheit gegeben, zu verstehen und es anzuwenden.
(teil 4 von 7) Schönheit und eine Prüfung
Beschreibung: Josef steht einer großen Prüfung der Verführung gegenüber und sucht Zuflucht bei Gott.
Obwohl er verraten und in die Sklaverei verkauft worden war, lebte Josef, der Sohn des Propheten Jakob, in einem der größten Häuser Ägyptens. Sein Herr, Al Aziz, der oberste Minister Ägyptens, schwor, Josef freundlich zu behandeln, und Josef, der dankbar für die relative Sicherheit war, antwortete, dass er seinem neuen Herrn gegenüber treu sein würde. Er dankte Gott dafür, dass er seine Situation wieder gutgemacht und ihn an eine Stelle gesetzt hat, die frei von schlechter Behandlung und Missbrauch war. Josef war von der Position des geliebten Sohnes in dunkle Tiefe des Brunnens, von den Eisenfesseln zu einer Position der Erleichterung gelangt. Josefs Leben drehte und wendete sich, aber das Haus Al Aziz war es, wo er das Mannesalter erreichte.
Die Gelehrten des Islam schätzen, dass Josef etwa 14 Jahre alt war, als er von seinen Brüdern verraten wurde. Imam Ibn Katheer, einer der angesehensten Qur´an-Gelehrten, erklärte in seinem Werk “Stories of the Prophets (Geschichten der Propheten)”, dass Josef höchstwahrscheinlich der persönliche Diener von Al Aziz Ehefrau gewesen ist. Ibn Katheer beschrieb Josef als gehorsam, höflich und außerordentlich gutaussehend. Der Prophet Muhammad beschrieb Josef ebenfalls und nannte ihn: “Die Verkörperung der Hälfte aller Schönheit.”[4]. Als Josef heranwuchs, gab Gott ihm Weisheit und gutes Urteilsvermögen und der oberste Minister Al Aziz erkannte diese guten Eigenschaften an seinem treuen Diener und aus diesem Grund machte ihn zum Verantwortlichen für die gesamten Haushaltsangelegenheiten. Alle, die ihn kannten, Al Aziz´ Ehefrau eingeschlossen, bestätigten Josefs Schönheit, Ehrlichkeit und Stattlichkeit. Sie beobachtete, wie Josef zu einem gut-aussehenden Mann heranwuchs und fühlte sich mit jedem Tag, der verging, mehr zu ihm hingezogen.
Die Versuchung
“ Und sie (die Frau), in deren Haus er war, versuchte ihn zu verführen gegen seinen Willen; und sie verriegelte die Türen und sagte: "Nun komm zu mir!” (Quran 12:23)
Die hübsche Frau von Al Aziz schloss die Türen und versuchte, den Sklaven Josef zu verführen, aber er widerstand ihren Annäherungen und suchte Zuflucht bei Gott. Er suchte Hilfe bei Gott. Josef sagte ihr, er würde ihren Ehemann nicht betrügen. Josef sagte: “Er war gut zu mir und behandelte mich mit Respekt.” Josef wusste, dass diejenigen, die schlimme Taten begehen, nie erfolgreich sein werden. Die Frau von Al Aziz hatte ein schlimmes Verlangen und versuchte, danach zu trachten; Josef aber widerstand der Versuchung und versuchte zu fliehen. Der Prophet Muhammad sagte uns, dass wenn du die Absicht hast, eine böse Tat zu begehen, und du führst diese Tat tatsächlich durch, dann wird Gott sie als eine schlechte Tat niederschreiben. Wenn du allerdings daran denkst, eine böse Tat zu begehen und dann tust du sie aber nicht, dann wird Gott sie als eine gute Tat niederschreiben.[5]
Josef schlug sich jeden Gedanken daran, mit der Frau seines Herrn zu schlafen, aus dem Kopf, er suchte Zuflucht bei Gott und versuchte, sich aus der komplizierten Situation zu befreien. Vielleicht hatte Josef ihren Annäherungen viele Jahre widerstanden. Eine reiche schöne Frau aus den höchsten Rängen der ägyptischen Gesellschaft wird sich einem solches Verhalten nicht sofort beugen. Ihre Schönheit, ihre Stellung und ihr Reichtum machten, dass die meisten Männer oder Jungen ihren Wünschen leicht erliegen würden. Josef war aber kein gewöhnlicher Mann, und als er sich sofort Gott um Hilfe bittend zuwandte, rettete Gott ihn.
“Und sie begehrte ihn (und) auch er hätte sie begehrt, wenn er nicht ein deutliches Zeichen von seinem Herrn gesehen hätte. Das geschah, um Schlechtigkeit und Unsittlichkeit von ihm abzuwenden. Wahrlich, er war einer Unserer auserwählten Diener.” (Quran 12:24)
Josef ist einer der Führer von denen, denen Gott am Tag des Gerichts Schatten spenden wird. Der Prophet Muhammad erklärte, dass die Hitze am Tag des Gerichts heftig sein wird und die Menschen werden sich vor Angst vermischen, wenn sie darauf warten, von Gott gerichtet zu werden. Es wird allerdings bestimmte Gruppen von Menschen geben, denen bei dieser schlimmen Hitze Schatten gespendet wird. Einer von diesen ist ein Mann, der den Versuchungen einer schönen, begehrenswerten Frau widerstanden hat, indem er Zuflucht bei Gott gesucht hat.[6]
Josefs Weigerung hat ihre Leidenschaft nur verstärkt. Er versuchte zu fliehen und sie rannten zur Tür. Al Aziz´ Frau ergriff Josefs Hemd und zerriss es von hinten. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und ihr Ehemann trat ein. Sogleich, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, versuchte Al Aziz´ Frau die Situation umzukehren. Sie schrie: „Was soll der Lohn desjenigen sein, der gegen deine Familie etwas Böses plante?” Das war eine offenkundige Lüge, auch wenn sie sie leicht aussprach und vorschlug, Josef ins Gefängnis zu werfen. Josef versuchte, sich zu verteidigen und sagte: „Sie war es, die mich gegen meinen Willen zu verführen suchte.”. (Quran 12:25 – 26) Einer ihrer Verwandten tauchte plötzlich auf und bot einen Weg, um das Dilemma zu lösen. Er sagte:
“Wenn sein Hemd vorne zerrissen ist, dann hat sie die Wahrheit gesprochen und er ist ein Lügner.” (Quran 12:27 – 28)
Wenn sein Hemd von hinten gerissen ist, wie es der Fall war, bedeutet das, dass er versucht hat, ihr zu entkommen, und sie ist hinter ihm her gerannt und hat von hinten sein Hemd zerrissen. Der Beweis war untrüglich. Der oberste Minister war, obwohl er deutlich verärgert war, mehr darum besorgt, diese Angelegenheit zu vertuschen. Er wollte nicht, dass sein guter Name und seine Position von einem Skandal besudelt werden. Er bat Josef, über die Sache Stillschweigen zu bewahren und wies seine Frau an, Gott um Vergebung zu bitten. Dies sollte der Sache ein Ende setzen, aber wie es in der reicheren Gesellschaft üblich ist, haben die Menschen viel Zeit zur Verfügung. Viele Stunden werden damit verbracht, Essen zu geben und über die Angelegenheiten von Freunden, Nachbarn und Verwandten herzuziehen.
Die Frauen
Die Frauen der Stadt fingen an, über die Frau von Al Aziz und ihre Vernarrtheit in ihren Sklaven Josef zu reden. Die Nachricht verbreitete sich und die Frauen fragten sich, wie es ihr nach einem Sklaven verlangen konnte, so dass sie ihren Ruf damit in Gefahr brachte. Al Aziz´ Frau dachte, sie wollte diesen Frauen eine Lehre erteilen und ihnen einfach zeigen, wie gutaussehend und begehrenswert Josef war. Sie lud sie zum Essen ein, deckte einen wunderschönen Tisch für sie und gab ihnen Messer, um das Essen zu schneiden. Der Raum war vielleicht voller Spannung und stillen Blicken denn die Frauen erhofften, einen Blick auf diesen Sklaven werfen zu können, während sie sich natürlich für besser hielten, als die Frau von Al Aziz. Die Frauen begannen zu essen, und in diesem Moment kam Josef in den Raum. Sie blickten auf, sahen seine Schönheit und vergaßen, dass sie Messer in ihren Händen hielten. Die Frauen waren von seiner Gestalt und Figur so hingerissen, dass sie sich in ihr eigenes Fleisch schnitten. Sie beschrieben Josef als edlen Engel. Al Aziz´ Frau sagte selbstbewusst und stolz zu ihren Gästen:
“Und dieser ist es (der junge Mann), um dessentwillen ihr mich getadelt habt. Ich habe allerdings versucht, ihn gegen seinen Willen zu verführen, doch er bewährte sich. Wenn er nun nicht tut, was ich ihm befehle, so soll er unweigerlich ins Gefängnis geworfen werden und einer der Gedemütigten sein.” Quran 12:32)
Was sollte aus Josef werden? Wieder einmal wandte er sich voller Demut zu Gott, sagte, dass er das Gefängnis dem Erliegen der Wünsche der Frauen bevorzuge. Deshalb antwortete sein Herr auf sein Bittgebet.
(teil 5 von 7) Vom Gefängnis zum Palast
Beschreibung: Josef wird zu Gefängnis verurteilt, deutet Träume und wird zum Palast gerufen.
Die Geschichte von Josef ist ein Beispiel für Geduld angesichts der Not. Sein ganzes Leben lang hat Josef Prüfungen und Leiden mit vollständigem Vertrauen in Gott entgegen gesehen. Wieder einmal war er in einer außerordentlich schwierigen Situation. Ein weiteres Mal war er gezwungen, die Annäherungen von Al Aziz Frau abzuwehren, dieses Mal vor ihren Genossinnen. Josef bat Gott um Hilfe. Er sagte:
“Er sagte: "O mein Herr, mir ist das Gefängnis lieber als das, wozu sie mich auffordern; und wenn Du ihre List nicht von mir abwendest, so könnte ich mich ihnen zuneigen und einer der Unwissenden sein.” (Quran 12:33)
Josef dachte, das Leben im Gefängnis sei dem Leben im Haus des Al Aziz vorzuziehen. Die Umgebung war voller Lust und Habgier mit unerlaubter Schönheit und Verführung, vielleicht vielen der heutigen Gesellschaften ähnlich. Er glaubte, das Gefängnis sei dem sich Beugen der Fitna[7] um ihn herum zu bevorzugen. Gott erhörte Josefs Bitte und rettete ihn.
“Da erhörte ihn sein Herr und wendete ihre List von ihm ab. Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allwissende. Hierauf, nachdem sie die Zeichen (seiner Unschuld) gesehen hatten, schien es ihnen angebracht (zu sein), ihn eine Zeitlang einzukerkern.” (Quran 12:34-35)
Obwohl er von Josefs Unschuld überzeugt war, warf Al Aziz, der oberste Minister von Ägypten, Josef ins Gefängnis. Er sah keine andere Möglichkeit, um die Ehre seines Namens und seiner Stellung zu bewahren.
Josef im Gefängnis
Mit Josef im Gefängnis waren zwei Männer, die seine Frömmigkeit und seine Rechtschaffenheit erkannten. Beide wurden von heftigen Träumen geplagt und nun hofften sie, Josef sei in der Lage, die Träume für sie zu deuten. Ein Mann sah einen Traum, in dem er Trauben auspresste; der andere sah in einem Traum, dass Vögel Brot von seinem Kopf fraßen. Josef sagte: “Ich werde euch die Bedeutung dieser Träume mitteilen, noch bevor eure nächste Mahlzeit serviert wird.”
“Er sprach: "Jedes Essen, mit dem ihr versorgt werdet, wird euch nicht eher gebracht werden, bevor ich euch hiervon berichtet habe, und zwar noch, ehe es zu euch kommt. Dies (geschieht) auf Grund dessen, was mich mein Herr gelehrt hat. Ich habe die Religion jener Leute verlassen, die nicht an Gott glauben und Leugner des Jenseits sind. Und ich folge der Religion meiner Väter Abraham und Isaak und Jakob. Uns geziemt es nicht, Gott irgend etwas zur Seite zu stellen. Dies ist etwas von Gottes Huld gegen uns und gegen die Menschheit, jedoch die meisten Menschen sind undankbar.” (Quran 12:37-38)
Beachte Josefs Verhalten. Als sie ihm eine Frage über Träume stellten, erinnert er sie sofort daran, dass Gott Derjenige ist, Der sie mit Nahrung versorgt, genau wie Er ihn mit den Kenntnissen der Traumdeutung versorgt. Josef ist sorgsam darauf bedacht, einen Unterschied darin zu machen, was von Gott und was von ihm selbst ist. Er macht seine Religion deutlich. Er glaubt und praktiziert nicht die Religion, die um ihn herum praktiziert wird, sondern er glaubt an die wahre Religion, die den Glauben an das Jenseits mit einschließt. Josef beteuert, dass seine Familie, die Familie Abrahams, das Wissen von der Einheit Gottes besaß , und dass seine Religion und Familie Gott keine Partner zur Seite stellt. Obwohl das ägyptische Volk von Gott wusste, zogen sie es vor, andere Gottheiten als Partner oder Fürsprecher anzubeten.
Nachdem er seine Gefährten darüber informiert hatte, dass falsche Götter kein Gewicht haben und nachdem er ihnen von der Allmacht Gottes erzählt hat, deutete Josef ihre Träume. Er sagte, einer von euch wird ein enger Verbundener des Königs werden, der andere wird gekreuzigt und die Vögel werden von seinem Kopf fressen.
“O meine beiden Kerkergenossen, was den einen von euch anbelangt, so wird er seinem Herrn Wein ausschenken; und was den anderen anbelangt, so wird er gekreuzigt werden, so dass die Vögel von seinem Kopfe fressen. Die Sache, worüber ihr Auskunft verlangtet, ist beschlossen.” (Quran 12:41)
Josef näherte sich dem Gefährten, der dem König nahe stehen wird und sagte: “Bitte erinnere deinen König an mich”. Er hoffte, dass der König sich seinen Fall ansehen, die Unterdrückung erkennen und ihn freilassen wird. Aber die Einflüsterungen und die List Satans ließen den Gefährten vergessen, Josef zu erwähnen und infolge dessen blieb er noch ein paar Jahre länger im Gefängnis. Die islamischen Gelehrten haben zwei unterschiedliche Meinungen über die Art der Vergesslichkeit. Ibn Katheer erwähnt, dass der Gefährte vergaß, Josef zu erwähnen, während andere Gelehrten die Möglichkeit erwähnten, dass Josef vergessen haben könnte, Gott um Hilfe zu bitten und daher vergaß der Gefährte, ihn zu erwähnen. Was auch immer der Fall gewesen ist, Josef blieb im Gefängnis und vertraute weiter auf Gott mit Geduld und Stärke.
Der Traum des Königs
Der König träumte, er stand an den Ufern des Nils und sah sieben fette Kühe aus dem Fluss auftauchen, gefolgt von sieben mageren Kühen. Die sieben mageren Kühe verschlungen die sieben Fetten. Dann änderte sich der Traum, und er sah sieben grüne Kornähren an den Ufern des Nils wachsen. Sie verschwanden in den Schlamm, und er sah an derselben Stelle sieben trockene Kornähren wachsen. Der König erwachte erschreckt und fröstelnd und sandte nach seinen Zauberern, Priestern und Ministern. Sie versagten dabei, den Traum zu deuten und kamen einstimmig zu der Schlussfolgerung, dass es nur ein Albtraum gewesen sei. Josefs Gefährte aus dem Gefängnis bekam von dem Traum zu hören, und er erinnerte sich an Josef. Mit der Zustimmung des Königs eilte er zum Gefängnis und bat Josef, den Traum zu deuten.
“Er sprach: „lhr werdet ununterbrochen sieben Jahre lang säen und hart arbeiten; und was ihr erntet, belasst auf den Ähren, bis auf das wenige, was ihr esset. Danach werden dann sieben schwere Jahre kommen, die alles aufzehren, was ihr an Vorrat für sie aufgespeichert habt, bis auf das wenige, was ihr bewahren möget. Danach wird ein Jahr kommen, in welchem die Menschen Erleichterung finden und in welchem sie (Früchte) pressen.’” (Quran 12:47-49)
Der König war über diese Deutung erstaunt; Josef gab nicht nur eine Bedeutung an, sondern er empfahl auch eine Handlungsweise. Der König befahl, dass Josef vor ihn gebracht werde. Josef aber weigerte sich, das Gefängnis zu verlassen und bestand darauf, dass der Bote zum König zurückkehrte und ihn fragte: “wie es den Frauen ergeht, die sich in die Hände schnitten.” (Quran 12:50) Josef wollte das Gefängnis nicht verlassen, bis seine Unschuld bestätigt wurde.
(teil 6 von 7) Die Wichtigkeit der Träume
Beschreibung: Gerade aus dem Gefängnis entlassen, erhält Josef einen hohen Rang im ägyptischen Staat, und dann blickt er der Überraschung ins Gesicht.
Der Prophet Mohammad sagte: “Jeder Prophet wurde ausschließlich zu seinem Volk entsandt, aber ich wurde für die gesamte Menschheit gesandt.”[8] Gott sandte Josef, den Sohn Jakobs, zum ägyptischen Volk und unterstützte ihn durch Fähigkeiten, die wahrnehmbar waren, und für die Menschen einen Sinn ergaben, zu denen Josef gesandt war, um sie rechtzuleiten. Zur Zeit von Josef waren Träume und die Deutung von Träumen sehr wichtig und dies ist durch Josefs gesamte Geschichte hindurch klar und deutlich. Der Prophet Jakob (Josefs Vater), die Gefährten im Gefängnis und der König von Ägypten, sie alle hatten Träume.
Als der König Josefs Deutung seines Traumes hörte, war er erstaunt und er ließ Josef frei. Doch Josef weigerte sich, das Gefängnis zu verlassen, ohne seinen Namen von dem Makel irgendeines Übels zu befreien. Er wollte, dass sein Herr Al Aziz vollkommen sicher war, dass er (Josef) sein Vertrauen nicht missbraucht hatte. Josef bat den König respektvoll, die Angelegenheit der Frauen, die sich in ihre Hände geschnitten hatten, zu klären. Der König wurde neugierig und ließ die Frau von Al Aziz und ihre Gefährtinnen rufen.
“Er sprach (zu den Frauen): "Wie stand es um euch, als ihr eure Verführungskünste an Josef gegen seinen Willen ausprobiertet?" Sie sagten: "Gott bewahre! Wir haben nichts Böses über ihn erfahren!" Da sprach die Frau des `Aziz: "Nun ist die Wahrheit ans Licht gekommen. Ich versuchte, ihn gegen seinen Willen zu verführen, und er gehört sicherlich zu den Wahrhaftigen.” (Quran 12:51)
Sobald seine Unschuld bewiesen war, erschien Josef vor dem König. Nachdem er Josefs Worte gehört hatte, war der König noch mehr beeindruckt, und er betraute ihn mit einer Stellung von hohem Rang. Josef sagte: „Setze mich über die Schatzkammern des Landes ein; denn ich bin ein wohlerfahrener Hüter.” (Quran 12:55) In der Religion des Islam ist es nicht erlaubt, dass jemand um eine Machtstellung bittet oder dass er prahlend über sich selbst spricht. Als Josef allerdings den König bat, ihn über die Schatzkammern einzusetzen, tat er nichts dergleichen.
Die Gelehrten des Islam erklärten, dass wenn du die einzige Person bist, die für einen Posten geeignet ist, dann ist es gestattet danach zu fragen und wenn du in einer Gemeinschaft neu bist, ist es gestattet, sich vorzustellen. Josef wusste, welche Prüfungen Ägypten begegnen werden, und er wusste, dass er imstande sein würde, die Gefahr abzuwenden, die in einer Hungersnot innewohnt. Für Josef wäre es unverantwortlich gewesen, nicht um diesen Posten zu bitten. Der Junge, der verraten und in den Brunnen geworfen worden war, wurde nun als Finanzminister von Ägypten eingesetzt. Seine Geduld und seine Beharrlichkeit und vor allem seine gänzliche Ergebenheit in den Willen Gottes haben ihm bereits eine große Belohnung eingebracht. Josef wusste aber, dass der größte Lohn im Jenseits sein würde.
Josef trifft seine Brüder
Die Zeit verging. Während der sieben guten Jahre bereitete Josef alles für die Zeit der kommenden Hungersnot vor. Die Dürre und der Hunger, die Josef richtigerweise propheziehen hatte, trafen nicht nur Ägypten, sondern auch die darum herum liegenden Länder, einschließlich des Ortes, wo Jakob und seine Söhne lebten. Josef hatte die Angelegenheiten in Ägypten so gut bewältigt, dass es genug Getreide gab, um das ägyptische Volk und die in der Umgebung zu ernähren. Als das Leben schwer wurde und das Essen knapp, fingen die Menschen an, nach Ägypten zu kommen und das Getreide zu kaufen, das Josef zu einem angemessenen Preis verkaufte.
Unter denen, die nach Versorgung suchten, waren Josefs zehn älteren Brüder. Als die Brüder in Josefs Gegenwart geführt wurden, erkannten sie ihn nicht. Josef blickte seine Brüder an und sein Herz erfüllte sich mit Sehnsucht nach seinem Vater und nach seinem jüngeren Bruder Benjamin. Er begrüßte sie respektvoll, stellte Fragen nach ihrer Familie und ihrer Heimat und erklärte, dass die Getreiderationen pro Kopf abgegeben wurden; wenn sie ihren jüngeren Bruder mitgebracht hätten, dann hätten sie mehr Rationen erhalten. Josef hoffte, dass er sie ermuntern könnte, beim nächsten Mal Benjamin mitzubringen, er ging tatsächlich so weit, dass er ihnen sagte, wenn sie ihren jüngeren Bruder nicht mitbrächten, bekämen sie überhaupt keine Versorgung.
“Doch wenn ihr ihn mir nicht bringt, dann sollt ihr kein Maß von mir erhalten, noch sollt ihr mir nahe kommen.” (Quran 12:60)
Als sie zu ihrem Vater, dem Propheten Jakob, zurückkehrten, erklärten sie ihm, dass sie kein Getreide mehr erhalten würden, außer wenn sie mit ihrem jüngeren Bruder kämen. Benjamin stand seinem Vater sehr nahe, insbesondere nach Josefs Verschwinden. Sich an seinen vorigen Verlust erinnernd, wollte Jakob seinen jüngsten Sohn nicht mitreisen lassen. Wieder einmal versprachen die Brüder, gut auf ihren jüngsten Bruder achtzugeben; und wieder einmal fühlte Jakob. wie sein Herz sich vor Furcht zusammenzog. Dann fanden die Brüder heraus, dass das Geld, das sie für das Getreide bezahlt hatten ihnen heimlich zurück gegeben worden war.
Jakob vertraute völlig auf Gott und gab ihnen die Erlaubnis, Benjamin mitzunehmen, nachdem sie einen Eid im Namen Gottes geschworen hatten, ihn zu beschützen. Auch wenn der Prophet Jakob seinen Söhnen Josef und Benjamin besonders zugeneigt gewesen ist, liebte er doch alle sehr. Sie waren starke, gutaussehende, fähige Männer und Jakob befürchtete, dass ihnen auf ihrer weiteren Reise nach Ägypten ein Leid zustoßen könnte. Um das Risiko zu vermindern, ließ er sie Versprechen, die Stadt von unterschiedlichen Toren zu betreten Jakob sagte zu ihnen:
“O meine Söhne, zieht nicht durch ein einziges Tor ein, sondern zieht durch verschiedene Tore ein; ich kann euch nichts gegen Gott nützen. Die Entscheidung ruht bei Gott allein. Auf Ihn vertraue ich, und auf Ihn sollen die Vertrauenden vertrauen.” (Quran 12:67)
Die Brüder kehrten nach Ägypten zurück, betraten die Stadt durch verschiedene Tore und gingen wegen der versprochenen Versorgung zu Josef. Während dieses Treffens nahm Josef Benjamin beiseite und enthüllte ihm, dass er sein seit langem verlorener Bruder sei. Die beiden umarmten sich und ihre Herzen waren vor Freude erfüllt. Josef aber bat Benjamin, ihr Treffen erstmal geheim zu halten. Nachdem er die Brüder mit ihren Getreiderationen versorgt hat, arrangierte Josef, dass ein goldener Krug in Benjamins Tasche versteckt wurde, dann schrie einer Josefs Anweisungen entsprechend aus: “O ihr Kamelführer, ihr seid wahrhaftig Diebe.“ (Quran 12:70)
Die Brüder waren erstaunt, denn sie waren keine Diebe. Sie fragten über den gestohlenen Gegenstand und waren überrascht, dass es sich um einen goldenen Krug des Königs handelte. Wer ihn zurückbringt wurde ihnen gesagt, würde mit einer Kamellast an Getreide belohnt werden. Die Brüder von Josef behaupteten, kein Wissen von diesem Diebstahl zu haben. Sie versicherten, dass sie keine Diebe seien, und dass die nicht nach Ägypten gekommen seien, um Unheil zu stiften. Einer von Josefs Männern fragte: “Was ist eure Strafe für einen, der stiehlt?“ Die Brüder antworteten, dass unter dem Gesetz von Jakob der, der stiehlt, als Sklave genommen wird. Josef wollte nicht, dass sein Bruder nach dem ägyptischen Recht bestraft wird, sondern er wollte die Gelegenheit nutzen, seinen Bruder bei sich zu behalten, wenn die anderen zu ihrem Vater Jakob zurückkehrten. Das Gepäck wurde durchsucht und der goldene Krug wurde zwischen Benjamins Sachen gefunden.
(teil 7 von 7) Lohn für Geduld
Beschreibung: Ein gestohlenes Kind, Josef zeigt und die Erfüllung eines Traumes.
Der golden Kelch wurde in Benjamins Sachen gefunden und seine Brüder waren überrascht. Ihnen wurde schnell klar, dass der oberste Minister (Josef) nach ihren eigenen Gesetzen handeln und Benjamin als Sklave behalten wird. Dies störte sie erheblich. Sie hatten Angst, zu ihrem Vater ohne seinen geliebten jüngsten Sohn zurückzukehren. Einer der Brüder bot an, die Strafe Benjamins auf sich zu nehmen, aber das Angebot wurde abgelehnt. Ein anderer Bruder, vermutlich der älteste, blieb in Ägypten, während die anderen in ihre Heimat zurückkehrten, um ihrem Vater zu gegnenüberzutreten. Als die Brüder zuhause ankamen, gingen sie sofort zu ihrem Vater und sagten:
“O unser Vater, dein Sohn (Benjamin) hat gestohlen; und wir haben nur ausgesagt, was wir wussten, und wir konnten keine Wächter des Verborgenen sein. Frage nur in der Stadt nach, in der wir waren, und in der Karawane, mit der wir kamen; gewiss, wir sagen die Wahrheit.” (Quran 12:81-82)
Der Prophet Jakob hatte dies alles schon einmal zuvor gehört. Als die Brüder Josef verraten und in den Brunnen geworfen hatten, waren sie flehend und weinend zu ihrem Vater gekommen, doch ihre Worte waren nichts als Lügen gewesen. Dieses Mal weigerte sich Jakob, ihnen zu glauben. Er wandte sich von ihnen ab und sagte: “Nein, ihr habt euch etwas vorgemacht. Doch schön geduldig sein (ist besser für mich).” (Quran 12:83) Jakob hatte Jahre damit verbracht, um Josef zu trauern und er hatte auf Gott vertraut. Als nun dieser neue Kummer ihn überwältigte, war seine erste Reaktion, geduldig zu sein. Er wusste ohne den geringsten Zweifel, dass die Angelegenheiten seiner geliebten jüngsten Söhne unter der Kontrolle von Gott standen.
Auch wenn er vollkommen auf Gott vertraute, verhielt sich Josef so, wie es jeder Vater unter denselben Umständen tun würde. Wenn er sich an Josef erinnerte, so weinte er, bis er krank wurde und sein Sehvermögen verlor. Die Brüder waren wegen seines Schmerzes und seines Kummers besorgt und fragten über seine anhaltende Trauer. Sie fragten ihn: “Wirst du bis zu dem Tag, an dem du stirbst, weinen?” Jakob antwortete, dass er nur bei Gott seinen Kummer und seinen Gram beklage und dass er (Jakob) von Gott Dinge wisse, die sie nicht wüssten. (Quran 12:86)
Obwohl viele Jahre vergangen waren, hatte Jakob seinen Sohn Josef nicht vergessen. Jakob dachte an Josefs Traum und verstand, dass Gottes Plan in Erfüllung gehen werde. Jakob war vom Verlust seiner Söhne tief verletzt, doch sein Glaube an Gott erhielt ihn, und er befahl seinen Söhnen, nach Ägypten zurückzugehen um Josef und Benjamin zu suchen.
Josef zeigt sich
Die Brüder brachen wieder einmal auf die lange Reise nach Ägypten auf. Die Hungersnot hatte in den umliegenden Gebieten ihren Höhepunkt erreicht und die Menschen waren arm und geschwächt. Als die Brüder vor Josef standen, gehörten sie zu den Armen. Ihre Stufe der Schwäche zwang sie, um Almosen zu bitten. Sie sagten:
“O `Aziz, die Not hat uns und unsere Familie geschlagen, und wir haben Ware von geringem Wert mitgebracht; so gib uns das volle Maß und sei wohltätig gegen uns. Wahrlich, Gott belohnt die Wohltätigen.” (Quran 12:88)
Josef konnte es nicht ertragen, seine Familie in so einer Position zu sehen, auch wenn diese Männer es waren, die ihn verraten hatten. Er blickte auf seine Familie und konnte sein Geheimnis nicht länger für sich behalten, er sagte:
“Wisset ihr, was ihr Josef und seinem Bruder antatet, weil ihr töricht waret?” (Quran 12:89)
Die Brüder erkannten Josef sofort, doch nicht wegen seines Aussehens, denn sie hatten ihn bereits oft zuvor gesehen, aber wer konnte die wahre Geschichte von Josef kennen, außer Josef selbst.
“Ich bin Josef, und dies ist mein Bruder (Benjamin). Gott ist wahrlich gnädig gegen uns gewesen. Wahrlich, wer rechtschaffen und geduldig ist nimmermehr lässt Gott den Lohn derer, die Gutes tun, verlorengehen.” (Quran 12:90)
Die Brüder bekamen Angst, denn ihre vergangenen Taten waren schwere Sünden gewesen, und sie befanden sich nun in einer Position der Schwäche. Sie standen in Furcht vor dem obersten Minister Ägyptens, nicht mehr vor dem kleinen, hübschen Jungen mit Namen Josef. Durch seine Prüfungen und Versuchungen hatte Josef, wie sein Vater, Trost in der Ergebung zu dem Einen Gott gefunden. Er verstand Geduld und die Güte von Barmherzigkeit und Frömmigkeit, die in wahrer Geduld eingebettet sind. Er blickte auf seine Brüder hinab, die vor Furcht zitterten, und sagte: “Kein Tadel treffe euch heute. Möge Gott euch vergeben!” (Quran 12:91)
Josef machte sofort Pläne, um die Familie wieder zu vereinen. Er wies seine Brüder an, zu ihrem Vater zurückzukehren und ein altes Hemd Josefs über sein Gesicht zu legen. Dies, so sagte er, werde sein Augenlicht wieder herstellen. Augenblicklich wandte der alte Mann, der so weit entfernt war, sein Gesicht zum Himmel und schnupperte, in dem Glauben, er könnte Josef in der Luft riechen. Dies ist eines der Wunder, die Gott dem Propheten Josef ermöglich hat. Als die Brüder ankamen, warfen sie das Hemd über Jakobs Gesicht, und er erhielt sein Augenlicht zurück. Er rief aus: “Habe ich euch nicht gesagt: Ich weiß von Gott was ihr nicht wisset?” (Quran 12: 96)
Die Familie des Propheten Jakob sammelte ihre Habseligkeiten zusammen und reiste nach Ägypten. Jakob war begierig darauf, mit seinen Söhnen wieder vereint zu sein. Sie gingen geradewegs zu Josef und fanden ihn auf einem erhöhten Thron sitzend. Josef sprach mit seiner Familie, indem er sagte, betretet Ägypten, wenn Gott will, in Sicherheit.
Das 12.Kapitels des Qur´an begann mit dem kleinen Jungen Josef, der seinem geliebten Vater Jakob seinen Traum erzählte. Er sagte: “Ich sah (in meinem Traum) elf Sterne und die Sonne und den Mond, (und) ich sah sie vor mir niederfallen.” (Quran 12:4) Der Qur´an beendet die Geschichte von Josef auf die gleiche Weise, wie sie begann, mit der Deutung des Traumes. Die elf Sterne waren die Brüder, die Sonne sein Vater und der Mond war seine Mutter.
“Als sie dann vor Josef traten, nahm er seine Eltern bei sich auf und sprach: "Zieht in Ägypten in Sicherheit ein, wie Gott es will." Und er hob seine Eltern auf den Thron, und sie warfen sich vor ihm nieder. Und er sprach: "O mein Vater, dies ist die Deutung meines Traumes von damals. Mein Herr hat ihn wahrgemacht. Und Er hat mich gütig behandelt, als Er mich aus dem Kerker führte und euch aus der Wüste herbrachte, nachdem Satan zwischen mir und meinen Brüdern Zwietracht gestiftet hatte. Wahrlich, mein Herr ist Gütig, zu wem Er will; denn Er ist der Allwissende, der Allweise.” (Quran 12:98-100)
Das Wesentliche aus Josefs Geschichte ist Geduld angesichts Not und Leid zu bewahren. Josef ist jeder Prüfung mit Geduld und vollständigem Gottvertrauen begegnet. Sein Vater Jakob ertrug seinen Kummer und sein Elend mit Geduld und Ergebenheit. Alle die Kapitel des Qur´an wurden zu bestimmten Zeiten als Antwort auf bestimmte Situationen offenbart. Dieses Kapitel wurde dem Propheten Muhammad in einer Zeit großen Kummers offenbart. Tatsächlich ist das Jahr seiner Offenbarung als „Jahr des Kummers“ bekannt. Der Prophet Muhammad musste den Tod seiner geliebten ersten Frau Khadiǧa und seines Onkels Abu Talib verkraften. Beide hatten ihm viel Trost und Unterstützung gespendet. Gott riet dem Propheten Muhammad, dass der Weg vielleicht lang und schwierig sein würde, doch der ultimative Sieg gehört denen, die Gottes bewusst sind und Geduld haben. Die Geschichte von Josef ist für uns alle eine Lektion. Wahre Geduld, von den Gelehrten des Islam schöne Geduld genannt, ist ein Schlüssel zum Tor des Paradieses.
[1] Ibn Katheer. Stories of the Prophets.
[2] Ibid.
[3] Sahieh Al-Bukhari.
[4] Sahieh Muslim
[5] Sahieh Al-Bukhari.
[6] Ibid.
[7] Fitna ist ein Arabisches Wort, das man nicht so leicht übersetzen kann. Es bedeutet eine Zeit der Prüfung und Drangsal. Am wahrscheinlichsten eine Situation, die einen davon abhält, Gott korrekt anzubeten oder die Taten des Ungehorsams oder des Unglaubens.
[8] Sahieh Al-Bukhari.